Montag, 11. Februar 2008

Gemeinschaft und Konflikt

Statt eines Vorwortes

Folgender Text könnte aus irgendeinem Gemeinschaftszusammenhang zwischen Flensburg und Füssen stammen, und die Beteiligten sind gewiß austauschbar. Es handelt sich aus meiner Sicht um einen wertvollen und bemerkenswerten Text, weil er immer wieder auftretende Grundkonstellationen in Gemeinschaftsprozessen prägnant und deutlich auf den Punkt bringt.

Wir spielen in wechselnden Rollen das, was auch anderswo fast immer und fast überall üblich ist, wenn es Streit gibt:
- Einer, der anpisst (und sich im Recht fühlt)
- Einer, der sich angepisst fühlt (dito)
- Einer, der versucht zu vermitteln,
- Einer, der viel redet, um Einwände abzudrängen,
- Einer, der schweigt und sich innerlich ausklinkt.
- Und einer, der nicht da ist. Entweder sofort oder in der Variante empört-aus-dem-Raum.
Wir können aber auch anders. Jede(r)von uns hat schon erlebt, dass er/sie sich auch bei kontroversen Themen am Ende besser gefühlt hat statt schlechter. Jede(r) hat schon aktiv zu einem solchen Verlauf beigetragen. Nur erinnern wir uns scheinbar nicht mehr daran. Ich setze also als ersten (und wie ich mir wünsche, für den Tag einzigen) Punkt auf die Tagesordnung:
Wie gehen wir künftig mit Konflikten um?
....Fragen...:
- Mit welchen Regeln können wir uns alle identifizieren, so dass sie auch halten?
- Können wir dafür sorgen, dass es bei den Treffen richtig angenehm wird?
- Können wir dafür sorgen, dass niemand den Groll aus einem Treffen noch aus ihm hinausträgt?
- und wie kriegen wir das so hin, dass es innen ankommt und nicht nur eine Formsache ist?




Die aufgeworfenen Fragen sind wichtig und repräsentativ, weswegen ich sie zum Gegenstand meines Aufsatzes mache. Ich lasse die konkreten Anlässe und Konflikte sowie Personen auch vollkommen unberücksichtigt und unerwähnt, diese sollen hier nicht erörtert werden. Vielmehr möchte ich die aufgeworfenen Fragen zum Umgang mit Konflikten grundsätzlich und allgemein beantworten, weil es Fragen sind, die mit eherner Notwendigkeit bei allen Gemeinschaftsbildungsprozessen in allen nur denkbaren Personenkonstellationen immer wieder in diversen Varianten auftreten.

Rollen im Urinbeckenszenario

Nehmen wir das Szenario der sechs Rollen in diesem Text also als stellvertretend und repräsentativ für zahllose Gemeinschafts – Situationen (Gemeinschaft im Urinbecken) und betrachten wir diese Rollen näher:

- Einer, der anpisst (und sich im Recht fühlt)

Was offenbart beispielsweise das Verb „anpissen“, das hier durchaus treffend verwendet wird? Anpissen im wörtlichen Sinne wird in unserer Kultur wohl eindeutig als ein Akt der Demütigung, Verachtung und Entehrung verstanden. Wer es nicht glaubt, braucht es es ja nur im praxi mal zu tun (jemanden anpissen) und das Ergebnis zu goutieren – es sei denn, man befindet sich in einer geheimen Versammlung von Urophilen. Umgekehrt steht damit auch das Verb „anpissen“ sinnbildlich und symbolisch also für verbale Aktionen, die Demütigung und Erniedrigung des Angesprochenen zum Ziel haben.
In diesem Zusammenhang ist es sicherlich aufschlussreich zu betrachten, in welchen Zusammenhängen der reale Vorgang des „Anpissens“ in der menschlichen Kriegs- und Kriminalgeschichte erscheint. So berichtet Eugen Kogon in seinem Buch „Der SS-Staat“ davon, dass SS – Aufseher jüdische Häftlinge „von Kopf bis Fuß anpissten“. Aus dem jugoslawischen Bürgerkrieg wurde berichtet, dass serbische Tschetniks vergewaltigte bosnische Frauen noch zusätzlich dadurch entwürdigten, indem sie ihnen ins Gesicht und in den Mund urinierten. Auch bei Kriminalfällen von Vergewaltigungen, bei denen es Tätern kaum um sexuelle Befriedigung, sondern um die Erniedrigung und Entwürdigung der Opfer ging, kam es zu solchen Handlungen (siehe Kriminalfälle Dutroux, Bartsch etc.).
Ich möchte die Auflistung solcher Vorgänge nicht unnötig ausdehnen (ich empfehle in diesem Zusammenhang Interessierten beispielsweise Hans Peter Duerrs Werk „Obzönität und Gewalt“), sondern lediglich verdeutlichen, dass es sich beim „Anpissen“ um besonders extreme Versuche handelt, Menschen ihrer Würde zu berauben, sie zu erniedrigen, was gewöhnlich in Ausnahmesituationen (Krieg, Massenmord, Sexualverbrechen) passiert. Daß das Wort „Anpissen“ in diesem Zusammenhang zur Beschreibung eines Kommunikationsverhaltens in einer Gruppe dient, wirft natürlich ein grelles Licht auf die zugrunde liegende emotionale Situation.

- Einer, der sich angepisst fühlt (dito)

Sich angepisst fühlen (Rolle 2) steht umgekehrt für die emotionale Reaktion eines Menschen, der zum Ziel einer verbal demütigenden und entehrenden Attacke geworden ist. Daß jemand, der angepisst wird, sind auch angepisst fühlt (ob wörtlich oder symbolisch) erscheint nur konsequent. Landläufig weckt die Vorstellung, von einem anderen Menschen (ohne Einverständnis) angepisst worden zu sein, sehr aggressive und grimmige emotionale Reaktionen. So einfach steckt niemand das weg, „erhöhen wir doch das heimlich geführte Rachekonto einfach um eine ordentliche Summe“. „Anpissen“ ist sicherlich ein starkes Wort, aber sehr treffend, weil es schön illustriert, wie sich der Adressat solcher Art Kommunikation notwendigerweise fühlt, und auch, über welchen emotionalen Handlungsspielraum er verfügt: etwa so wie Arnold Schwarzenegger in „Conan, der Barbar“: „...von grimmig bis sehr grimmig“.

- Einer, der versucht zu vermitteln

Rolle 3 steht für einen gutmeinenden Menschen, der trotz entehrender und demütigender verbaler Attacken mit wechselnden Fronten noch versucht, Einvernehmlichkeit herzustellen. Meistens ist das in solchen Szenarien ziemlich aussichtslos.

- Einer, der viel redet, um Einwände abzudrängen

Rolle 4 steht für eine rhetorische Technik, scheinbar ein Gespräch zu führen, ohne auf die Standpunkte und Äußerungen anderer einzugehen. Besonders gutes Erkennungszeichen dafür, daß die Beteiligten ihre wahren Intentionen einander gar nicht kommunizieren, sondern Versteck spielen. Rolle 4 könnte aber auch schlicht eine Notlösung sein, um der fatalen Alternative „anpissen“ oder „angepisst werden“ zu entkommen, oder aber, um eine Situation des „Angepisst-Werdens“ zu überspielen.

- Einer, der schweigt und sich innerlich ausklinkt.
- Und einer, der nicht da ist. Entweder sofort oder in der Variante empört-aus-dem-Raum.


Rolle 5 und 6 stehen für Menschen, die nicht mehr an eine erfolgreiche Kommunikation glauben und sich deshalb auch nicht mehr äußern. In einem Kommunikationsszenario, das vor allem vom Vorgang des „Anpissens“ gekennzeichnet ist, bleiben ja nicht viele Handlungsalternativen: entweder man „pisst“ auch, oder man zieht sich konsequent aus der destruktiven und letztlich vollkommen unproduktiven Kommunikationssituation zurück. Gar zu oft ist das auch die klügste Verhaltensalternative.

Betrachtungen zu einer verfahrenen Situation

Das dargestellte Rollenszenario steht also für eine Gruppensituation, die eigentlich vollständig gescheitert ist. Geht man vom geschilderten energetisch - emotionalen Gehalt des Verbs „anpissen“ aus, so erscheint dies auch nicht verwunderlich. Kein geistig und emotional gesunder Mensch wird sich auf die Dauer in einer menschlichen Umgebung wohl fühlen, in der verbale Akte der Demütigung, Verachtung und Entehrung Normalität sind - genau das geht aber aus der Aussage hervor, daß es sich nämlich um „wechselnde Rollen“ handelt. Angenommen in diesem Szenario ist es wirklich so, daß immer eine jeweils andere Person abwechselnd die Rolle des „Anpissers“ übernimmt, dann ist es nicht verwunderlich, wenn die Gruppe sich irgendwann ein einem gemeinsamen Urinbecken wiedergefunden hat. Und wer hält sich schon gern in einem Urinbecken auf? Es sei denn, er ist urophil.
In diesem Zusammenhang verdient auch die vermeintlich witzige Seitenbemerkung mit der Urophilie eine nähere Betrachtung.
„In der BDSM (Bondage-Diszipline- Sadismus – Masochismus) wird Urin hingegen eingesetzt, um den devoten Partner zu erniedrigen, in vielen Fällen bezieht der BDSMler die Befriedigung dabei allein aus derDemütigung“ (Wikipedia).
Gewiß stellen BDSM – Techniken durch entsprechend geneigte Menschen allgemein die Kunst dar, emotionale Situationen wie Dominanz, Unterwerfung, Erniedrigung, Macht, Ohnmacht etc. spielerisch zu bewältigen und zu verarbeiten.
„Urophilie wird im allgemeinen als „eklig“ und „abartig“ bezeichnet. Entsprechend hoch ist die Hemmschwelle fürUrophile, zu ihrem Fetisch zu stehen.“
In jedem Fall ist die eindeutige Verbindung des Vorgangs „Anpissen“ mit extremer Erniedrigung (im BDSM – Falle eben konsensual) gegeben. Diese kleine Abhandlung sollte nur dazu dienen nachzuweisen, dass sich hinter dem Wort „anpissen“ mit nicht zu übersehender Deutlichkeit immer demütigende und abwertende Kommunikation verbirgt, selbst dann, wenn es sich um einen konsensualen (auf Einvernehmen beruhenden) Vorgang handelt.

Wir können aber auch anders.

Wenn begriffen wird, dass das wesentliche Merkmal des geschilderten Szenarios demütigende und abwertende Kommunikation ist, und wenn weiterhin begriffen wird, dass diese für das gesamte Szenario und ihre Rollenkonstellationen prägend ist, dann liegt ein erster Lösungsansatz selbstverständlich zu allererst im einvernehmlichen Verzicht auf das, was als „Anpissen“ bezeichnet wird. Dann erst werden andere –und wahrscheinlich produktivere – Rollenszenarien überhaupt möglich. Dann geht es auch anders.



Nötigungsorientierte Kommunikation

Das genannte Szenario ist das zwangsläufige Ergebnis eines Prozesses, in dem allgemein nötigungsorientierte Kommunikation als Standard vorherrscht. Demütigende und abwertende Kommunikation ist sogar eine durchaus scharfe und extreme Variante der nötigungsorientierten Kommunikation. Ich habe den Ausdruck „anpissen“ deshalb aufgegriffen, weil er eine überdeutliche symbolische Sprache spricht, möchte jetzt aber die Erörterung auf eine allgemeinere, höhere Ebene heben.

Was ist nötigungsorientierte Kommunikation?

Obwohl dieser Begriff schon in früheren Ausgaben der NHZ schon in einer der vorangegangenen Ausgaben erläutert wurde, hier nochmals eine kurze Definition: nötigungsorientierte Kommunikation ist eine Strategie, die zum Ziel hat, andere Menschen durch gezieltes Auslösen schlechter Gefühle zu einem bestimmten erwünschten Verhalten zu zwingen (zu nötigen). In aller Regel meinen die Anwender nötigungsorientierter Kommunikation einerseits natürlich, daß sie „recht“ haben, und andererseits, daß sie den anderen gewissermaßen zu etwas „Gutem“ nötigen wollen – gut für wen auch immer. Das kann verschiedene Ausformungen haben: herabsetzender Tadel, Vorwurf, Abwertung in allen möglichen subtilen Varianten, „schlechtes Gewissen“ erzeugen, anklagen, beschimpfen, „Tränendrüsenterrorismus“, Verwendung von Väkalausdrücke etc. etc. „Anpissen“ ist in diesem Zusammenhang sicherlich ein starkes Wort, aber treffend, weil es schön zum Ausdruck bringt, welche emotionalen Reaktionen diese Art nötigungsorientierter Kommunikation zwangsläufigerweise bewirkt, und auch, über welchen Spielraum die Adressaten emotional noch verfügen: etwa wie Arnold Schwarzenegger in „Conan, der Barbar“: „...von grimmig bis sehr grimmig“. Natürlich ist nicht jede nötigungsorientierte Kommunikation gleich demütigend und entwürdigend im Sinne von „Anpissen“. Es gibt zahlreiche abgeschwächte Formen, z.B. die „du bist schuld, daß es mir so schlecht geht“ – Variante (Opfer-Täter-Retter – Spiele). Es soll an dieser Stelle auch gar nicht bestritten werden, daß ein Großteil vor allem der Alltagskommunikation in unserer Gesellschaft oft von nötigungsorientierter Kommunikation bestimmt ist (bedenkt man beispielsweise die Kommunikation in vielen Beziehungspaaren), und auch nicht, daß es Situationen gibt, wo nötigungsorientierte Kommunikation unvermeidbar oder sogar notwendig sein kann. Beispiel: wenn ein Kind bei hereinfahrendem Zug auf der Bahnsteigkante herumturnt, dann bin ich ggfs. sogar verpflichtet, es zu seiner eigenen Sicherheit von der Bahnsteigkante fortzunötigen. Es geht aber darum, was passiert, wenn nötigungsorientierte Kommunikation in einer Gruppe, die Gemeinschaft sein will, zum Standard geworden ist. Das Ergebnis ist dann stets – und zwar vollkommen unabhängig von den betreffenden Personen und unabhängig von den Konfliktgründen – ein Urinbeckenszenario, eben genau das, was in diesen sechs Rollen treffend und prägnant beschrieben ist.



Gibt es eine Alternative zur nötigungsorientierten Kommunikation?

Die Frage mag auf manche Leser rhetorisch wirken. Natürlich muß es eine Alternative zu einem Urinbeckenszenario geben! Aber so rhetorisch bzw selbst beantwortend ist diese Frage gar nicht. Oder, lieber Leser, könntest du jetzt sofort die Alternative zur nötigenden Kommunikation so einfach in einem prägnanten Begriff formulieren? Geht es denn überhaupt ohne Nötigung? Ich stellte bei Gesprächen über diese Themen immer wieder fest, dass es doch viele Menschen gibt, für die nötigungs-freie Kommunikation außerhalb ihres Vorstellungsvermögens liegt („Wie soll man sich denn ohne schlechte Gefühle auszulösen überhaupt durchsetzen?“)– die Betreffenden kennen keine andere Kommunikationsform. Den Begriff nötigungsfrei finde ich persönlich ungeeignet, weil er selbst negativ ist (nötigungsfrei = Abwesenheit von Nötigung). Das Gegenstück zur nötigungsorientierten Kommunikation muß notwendigerweise an der Frei-Willigkeit, den Bedürfnissen und den Interessen der Gesprächspartner anknüpfen. Das ist einfach zu verstehen: denn wenn nicht schlechte, sondern gute Gefühle den anderen motivieren sollen, das zu tun, was ich will, so müssen diese guten Gefühle des anderen zwangsläufig etwas mit dessen eigenen Interessen und dessen eigenen Willen zu tun haben. Will ich einen anderen Menschen dazu bringen, daß er ein Vorhaben von mir unterstützt, und will ich das erreichen unter Verzicht auf Nötigung in dem definierten Sinne, dann muß ich an dessen Interessen anknüpfen und sie mit meinen eigenen verbinden. Das ist allerdings eine grundsätzlich andere Kommunikationsstrategie, eine ganz andere Grundhaltung als die nötigungsorientierte. Man könnte sie die kooperationsorientierte Strategie nennen: ich bewege andere zur Unterstützung meiner Intentionen, indem ich ihre Interessen aufgreife, mit den meinen verbinde, und erwarte und erhoffe, daß sie sich auch so verhalten. .Das ist aber letztlich eine Frage der inneren Haltung der Beteiligten. Wo ich der Auffassung bin, daß ich andere Menschen ohnehin nur durch Nötigung dazu zwingen kann, meine Interessen zu bedienen, da schaue ich natürlich nicht auf andere Interessen, sondern konzentriere ich meine Aufmerksamkeit auf die Kunst des Auslösens schlechter Gefühle, der Inszenierung von Druckszenarien, der Kultivierung von offenen oder subtilen Abwertungen und Herabsetzungen etc. Wo ich aber der Auffassung bin, daß ich andere Menschen nur durch Zielintegration dazu bringen kann, meine Ziele zu unterstützen, lenke ich meine Aufmerksamkeit einerseits auf die Wahrnehmung der anderen (Verstehen sie mich und meine Wünsche überhaupt? Was haben sie für Ziele und Wünsche? Wie können ihre und meine Ziele zu etwas gemeinsamem kombiniert werden). Ich glaube, es ist einleuchtend, daß bei einer solchen gemeinsamen inneren Haltung aller Beteiligten sich ein ganz anderes Rollenspektrum ergeben würde als das in dem einleitenden Text dargestellte deprimierende Szenario.

„authentische“ Kommunikation und authentische Kommunikation

Es gibt in der Gemeinschaftszene eine leider sehr verbreitete Unsitte, sogenannte „authentische“ und „transparente“ Kommunikation für ein Allheilmittel zu halten. Die Anführungszeichen bedeuten, daß absurderweise darunter oft inszenierte Gefühlsausbrüche verstanden werden, die andere Menschen in irgendeiner Weise unter Druck setzen sollen – letztlich auch nur eine Variante nötigungsorientierter Kommunikation. „Anpissen“ im obigen Sinne wäre demnach eine Tugend, weil es „wahre“ und „aufrichtige“ Gefühle „transparent“ zum Ausdruck bringen würde. Nun, die Zustandsbeschreibung im einleitenden Text gibt beredete Kunde vom Erfolg solcher Annahmen. Den Begriff „authentisch“ (= echt, wahrhaftig) ernst nehmen, bedeutet zu unterscheiden zwischen Intentionen einerseits und Strategien, diese umzusetzen. An einem Beispiel illustriert: ein Mensch x hat Sehnsucht nach menschlichem Kontakt, und deswegen fängt er mit allen möglichen Leuten Streit an – ein Paradebeispiel aus der Praxis konkreter Psychotherapie. Hier ist eben zu unterscheiden zwischen der Intention (Sehnsucht nach Kontakt) und der – möglicherweise vollkommen untauglichen – Strategie (ständig Streit auslösen, um in Kontakt zu treten). Authentisch ist ein Mensch immer in seinen Intentionen (Marshall Rosenberg1 würde 1 Dr. Marshall B. Rosenberg (* 6. Oktober 1934 in Canton, Ohio) ist Gründer und Direktor des gemeinnützigen Center for Nonviolent Communication und er hat das Konzept der Gewaltfreien Kommunikation (GFK) entwickelt. Er selbst sagt, dass sein Konzept nichts Neues beinhalte, „alles, was in die GFK integriert wurde, ist schon seit Jahrhunderten bekannt. Es geht also darum, uns an etwas zu erinnern, das wir bereits sagen: Bedürfnissen), seine Strategien können diese sogar verdecken und für andere Menschen völlig unkenntlich machen. Authentische Kommunikation (hier ohne Anführungszeichen) würde bedeuten, den Intentionen von Menschen auf die Spur zu kommen, sie transparent (ohne Anführungszeichen) also durchsichtig zu machen, sie zu verstehen. Das kann dann sicherlich auch Gefühlsausbrüche beinhalten, aber dienen dann nicht als Vehikel nötigungsorientierter Kommunikation. Wo ich nämlich den anderen Menschen in seinen Intentionen begreife, kann ich auch Mittel und Wege finden, seine Intentionen mit den meinen zu verbinden.

Besser fühlen….

Jede(r)von uns hat schon erlebt, dass er/sie sich auch bei kontroversen Themen am Ende besser gefühlt hat statt schlechter.
Der hier geschilderte gewünschte Zustand verdient es, hinterfragt zu werden. Was sind die Bedingungen dafür, daß Menschen sich auch bei kontroversen Themen am Ende besser fühlen als schlechter? Ich bestreite in keiner Weise, daß es durchaus möglich ist, sondern frage ausdrücklich nach den Bedingungen dafür. Ist es vielleicht das Ambiente? Soll man den Raum vielleicht mit bunten Tüchern schmücken? Ist es die Geschicklichkeit eines Moderators oder Supervisors? Hilft es vielleicht, sich vor oder nach der Erörterung der kontroversen Standpunkte an den Händen zu fassen und „Mother I feel you“ zu singen? Oder hilft eine Befindlichkeitsrunde vorher und nachher? Darf es vielleicht eine Sprechstabrunde sein? Oder vielleicht doch lieber ein klassisches Forum und „transparente“ und „authentische“ Kommunikation? Oder machen wir zuerst einen gemeinsamen Ausflug und reden dann weiter? Wie wäre es mit einem gemeinsamen Arbeitseinsatz? Vielleicht bemerken die Leser an dieser Stelle einen Hauch Ironie? Es ist jedoch kein Witz: solcherlei „Lösungsvorschläge“ habe ich in solchen Situationen schon oft erlebt und auch selbst gemacht– in allen möglichen personellen Zusammenhängen und bei allen möglichen kontroversen Themen. Die Vorstellung ist sehr verbreitet, daß nach einem Urinbeckenszenario der geschilderten Art es nur einiger „hygienischer“ Maßnahmen bedürfe, um „die Luft zu reinigen“, und dann ist alles gut. Das alles kann zur bloßen Formsache degenerieren und erinnert dann in gewissem Sinne an schlecht verstandenes Voodoo: Rituale und Beschwörungen kennen – nämlich daran, wie unsere zwischenmenschliche Kommunikation ursprünglich gedacht war.“ Nemetische Heimatzeitung Nr. 11 6.n.Z. (2006) 16. Seite von 16 sollen den bösen Konflikt und die böse Stimmung aus der Welt schaffen und durch die Beschwörung von Gemeinschaft und Gemeinschaftsgeist wird schon irgendwie Gemeinschaft entstehen. Was ist aber, wenn trotz aller hygienischen Maßnahmen doch wieder „gepisst“ wird? Dann läuft das einleitend geschilderte Szenario mit der unerbittlichen Präzision eines Uhrwerkes erneut ab, und alles war für die Katz. Um nicht falsch verstanden zu werden: ich stelle keinesfalls den Wert „hygienischer Maßnahmen“ wie Lieder singen, Gruppenkommunikationstechniken anwenden etc in Frage. Aber es ist wichtig zu verstehen, daß es eben nur „hygienische“ Maßnahmen sind, die eben genau dann wirkungslos bleiben müssen, wenn keine allgemeine kooperative und integrative Grundhaltung der Beteiligten zugrunde liegt. Die Form (das Ritual) kann den Inhalt (die innere Haltung) nicht ersetzen. Dabei ist es ganz einfach: es werden sich alle Beteiligten nach einem kontroversen Thema genau dann besser fühlen, wenn alle Beteiligten ihre wichtigsten Anliegen bei diesem Thema gewahrt wissen und eine mehr oder weniger komplexe Lösung gefunden wurde, die alle zufriedenstellt. Dann gibt es auch einen wirklichen Grund, sich besser zu fühlen. Dann kann man auch beruhigt „Mother I feel you“ singen. Ich will an dieser Stelle natürlich nicht verschweigen, daß ein solcher einvernehmlicher Zustand (weitgehender Verzicht auf nötigungsorientierte Kommunikation) durchaus nicht leicht herbeizuführen ist – wie jedes Einvernehmen. Natürlich funktioniert dies nachhaltig nur, wenn sich alle an diese „Spielregel“ halten. Nach den Gesetzen der Spieltheorie / Konflikttheorie setzt sich defektives (also unkooperatives) Verhalten stets durch, wenn es ausschließlich mit kooperativem Verhalten beantwortet wird. Umgekehrt führt „Böses mit Bösem zu vergelten“ allein auch nur zu fortschreitender Eskalation. Die konkrete Alternative kann nur eine auf die jeweilige Situation angepaßte wehrhafte Friedfertigkeit sein, die auch in der Lage ist, angemessene Sanktionen bei Übergriffen zu ergreifen. Und vor allem: ein Bewußtsein über diese Zusammenhänge bei allen Beteiligten. Und ein von jedem wahrgenommenes Verantwortungsgefühl (Verantwortung im Sinne von „sich bewußt sein über die Wechselwirkungen, die man selbst auslöst“)

Konflikt als Störung oder Konflikt als Normalfall?

Diese Frage ist alles andere als beiläufig, sondern letztlich die Existenzfrage einer jeden Gemeinschaft. Viele Menschen glauben, daß ein Konflikt ein Störungsfall im Gemeinschaftsleben ist. Diese blöden Konflikte tauchen doch immer dann auf, wenn es gerade schön werden könnte. Könnte man doch den Konflikt „aus der Welt schaffen“, am Ende am besten dadurch, daß man eine der Konfliktparteien einfach aus der Gemeinschaft ausgrenzt. Hat man alle „Störer“ und alle „störenden Konflikte“ erst aus der Gemeinschaft entfernt, so die Idee, dann bricht ja irgendwann automatisch das Paradies aus. Das ist aber naiv. Der Konflikt in der Gemeinschaft ist kein Störungsfall, sondern ein Regelfall.
Warum?
Gemeinschaften setzen sich stets aus unterschiedlichen Menschen zusammen. Eine homogene Gemeinschaft gibt es nur als Abstraktion, und diese müßte vollständig aus Klonen bestehen. Wirkliche Gemeinschaften dagegen sind stets heterogen, und mithin sind unterschiedliche Intentionen, Wünsche und Ziele also auch Standard. Konflikt entsteht immer dann, wenn divergierende Interessen vorhanden sind. Wenn Menschen in Gemeinschaften grundsätzlich unterschiedliche (und mithin zunächst auch divergierende) Intentionen, Wünsche und Interessen haben, dann ist der Konflikt auch der Normalfall einer Gemeinschaft, und kein Störfall. Das muß in aller Radikalität auch so formuliert werden. Manchen mag das erschrecken. Aber auch nur dann, wenn nötigungsorientierte Kommunikation den Standard der Konfliktbehandlung darstellt. Ich sage bewußt Konfliktbehandlung, und nicht: Konfliktlösung. Denn nach meiner Erfahrung hat nötigungsorientierte Kommunikation fast immer zur Vertiefung von Konflikten geführt, und so gut wie nie zu deren Lösung (es sei denn, man bezeichnet Gruppenauflösung und –spaltung als Lösung). Kommunikationstechniken wie das oben zitierte „Anpissen“ haben nach aller Erfahrung zusätzlich die Tendenz, zu den vorhandenen (ungelösten) Konflikten noch neue, oft ungeahnte und überraschende Spannungen hinzuzufügen hinter denen der ursprüngliche Konflikt ungelöst zu verschwinden scheint.

Konsensfindung als Konfliktlösungsstrategie

Produktive Konfliktlösungen aber basieren stets auf Konsens, und Konsens bedeutet, daß die zentralen Intentionen und Wünsche aller Beteiligten in einer gemeinsamen kombinierten Lösung zu Tragen kommen. Über die Verwechslung von Konsensprinzip mit Vetoprinzip habe ich an anderer Stelle schon geschrieben, daher will ich nur am Rande darauf hinweisen, daß das Vetoprinzip (wenn ein einziger Nein sagt, dann ist eine Beschlußvorlage gekippt) das glatte Gegenteil vom Konsensprinzip darstellt (es wird eine Lösung gefunden, der alle zustimmen können), und nicht etwa seine Erfüllung.



Gemeinschaft als permanente Zielintegration

Wenn der Konflikt ein zentrales und ständiges Merkmal von Gemeinschaft ist, und die Konsensfindung (also die Entwicklung wirklicher Über-ein-stimmung) die sinnvollste Konfliktlösungsstrategie, dann stellt sich Gemeinschaft als permanente Zielintegration dar. Es ist geradezu das Wesen von Gemeinschaft, die Interessen aller ihrer Mitglieder zu integrieren, d.h. in Einklang miteinander zu bringen, ohne einzelne davon zu zerbrechen, zu unterdrücken, zu übervorteilen. Dieser eigentlich einleuchtende Zusammenhang ist aber interessanterweise in weiten Teilen der Gemeinschaftsbewegung den Menschen völlig unbewußt. Logischerweise werden Verhaltensmuster gepflegt, die im wesentlichen konkurrierend die jeweils individuellen Interessen gegen andere „durchsetzen“. Im Ergebnis bleiben dann meistens auch die „durchgesetzten“ individuellen Interessen gemeinsam mit den übervorteilten vollständig auf der Strecke. Es gibt gewiß eine verbreitete Gemeinschaftssehnsucht – die Gemeinschaft gewissermaßen als nährende Mutter, die ihren Mitgliedern wie bedüftigen Kindern alle ihre Wünsche erfüllt. In praxi besteht aber eine Gemeinschaft in Gestalt ihrer Mitglieder meist nur aus „bedürftigen Kindern“, und eine kollektive Mutter könnte nur von allen gemeinsam entwickelt werden, wenn sie denn diese Aufgabe überhaupt begreifen würden. Ich habe schon zu oft erlebt, wie Gruppen unter der Last der konkurrierenden Forderungen ihrer Mitglieder zusammengebrochen sind, weil niemand da war, der die Forderungen noch erfüllen konnte oder wollte. Die kollektive Mutter kann aber nur durch die gesamten Einzelindividuen dargestellt werden. Praktisch bedeutet das aber, daß alle Mitglieder ein Stück von der kollektiven Mutterrolle übernehmen und sich in Integration üben müssen, eben im Verbinden der eigenen Interessen mit denen anderer. Wo die permanente Zielintegration aller Beteiligten nicht das vorherrschende Prinzip ist, da kann höchstens eine permanente Gemeinschaftsillusion entstehen. Denn letztlich wird ein Mensch nur dann bei einer Gemeinschaft bleiben, wenn er dort seine Ziele und Wünsche gut aufgehoben findet. Muß er sich reduzieren, verbiegen und zurückstecken, um sich einer wie auch immer gearteten Gruppenmeinung anzupassen, die sich aus kombinierten Vetos zusammensetzen, dann wird er früher oder später den Zusammenhang resigniert verlassen. Permanente Zielintegration ist ein Prozeß. Das will heißen, es handelt sich um eine Aufgabe, die nie abgeschlossen ist. Aber ihre fortlaufende Bewältigung bewirkt das qualitative Wachstum sowohl der Gemeinschaft als auch aller ihrer Mitglieder. Permanente Zielintegration muß aber gleichzeitig auch wieder von allen getragen werden. Es ist nicht so, daß wir neue Fähigkeiten bräuchten, um diese Aufgabe zu bewältigen. Die Fähigkeiten an Aufmerksamkeit und Wahrnehmung sind alle vorhanden. Es kommt auf die Haltung an, die kollektive und die aller einzelnen Beteiligten. Wo die konkurrierende Durchsetzung der eigenen Interessen gegen die anderen – oder die Unterdrückung derselben durch andere – im Zentrum des Gruppengeschehens steht, da werden Konflikte permanente quälende Störfaktoren sein. Wo aber die Kombination der eigenen Interessen mit denen der anderen im Mittelpunkt der Kommunikation steht, da werden Konflikte Inspirationen zu ungeahnten Lösungen auf höheren Ebenen sein, die die Gruppe und auch jeden einzelnen voran bringen. Gewiß wird sich die Wahrnehmungsfähigkeit aller Menschen in einem solchen Prozeß enorm entwickeln, die Aufmerksamkeit wird sich auf die Kooperation mit anderen und die Architektur der Kooperation (vor allem der Kombinations- und Integrationsfähigkeit) konzentrieren. Dagegen ist der Blick aus der Perspektive der nötigungsorientierten Kommunikation sehr eng (Wie setze ich mich durch? Wie blocke ich andere geschickt ab? Wie tarne ich meine wahren Absichten?). Die der kooperationsorientierten Kommunikation ist notwendigerweise weit (Was sind meine Interessen, was die der anderen? Wie können wir diese Interessen in einem gemeinsamen Rahmen kombinieren?).

Schlusswort

In dem Text werden noch andere, sich aus dem Thema Konfliktbehandlung ergebende Fragen gestellt, die ich abschließend beantworten möchte, um den Aufsatz abzurunden. Mit welchen Regeln können wir uns alle identifizieren, so dass sie auch halten? Mit den Regeln, die wirklich einvernehmlich entwickelt und gefunden wurden, und die für alle gleichermaßen gelten (sogenannte Goldene Regel). Mit Regeln, die nicht einvernehmlich alle entwickelt haben, können sich schwerlich alle identifizieren. Es gibt eine allgemein verbreitete Kunst, Regeln aufnötigen oder erzwingen zu wollen (die anderen stimmen zu, denn sie schweigen etc.). Das sind aber keine Regeln, die eingehalten werden. Können wir dafür sorgen, dass es bei den Treffen richtig angenehm wird? Wenn beispielsweise Urin in der Toilette entsorgt wird, und nicht in einer Besprechung. Um es anders zu formulieren: wenn nötigungsorientierte Kommunikation minimiert und kooperationsorientierte Kommunikation maximiert wird.

Können wir dafür sorgen, dass niemand den Groll aus einem Treffen noch aus ihm hinausträgt?

Nein.
Der springende Punkt ist der, daß ein solches Treffen im Grunde schon gescheitert ist, wenn es Groll produziert. Alles andere sind kosmetische Maßnahmen, die nicht fruchten. Als Groll wird gewöhnlich unterdrückter Zorn bezeichnet, der dann auftritt, wenn ein Mensch in seinen Intentionen nicht zum Zuge kommt oder wenn er beleidigt und abgewertet wird. „Anpissen“ ist eine zuverlässige Methode zur Produktion von Groll. Der obige Satz legt nahe, daß der Groll – möglicherweise standardmäßig- in dem Treffen selbst produziert wird. In diesem Fall liegt ohnehin die Antwort nahe: nein.

und wie kriegen wir das so hin, dass es innen ankommt und nicht nur eine Formsache ist?
Kooperationsorientierte Kommunikation ist eine Frage der inneren Haltung und keine Formsache, während nötigungsorientierte Kommunikation die wahren Intentionen meistens verbergen muss, und sich oft hinter Formsachen verbirgt. Um mit Marshall Rosenberg zu sprechen: wenn die Bedürfnisse aller Beteiligten (und nicht unbedingt ihre u.U. untauglichen Strategien) aufgegriffen und integriert worden sind, dann kommt es zuverlässig auch bei allen „innen“ an.

- raven -

aus
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Nemetische Heimatzeitung Nr. 11 6.n.Z. (2006)
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Über einige Bedingungen zur Herausbildung eines Stammes

Mit diesem Aufsatz möchte ich einige Bedingungen für die Herausbildung einer Großgemeinschaft, auch Stamm genannt, auflisten und erörtern. Dieses Unterfangen hat seinen Grund: seit vielen Jahren schon erlebe ich, daß viele Menschen das bisherige Lebens-, Kultur- und Gesellschaftskonzept an seinen Grenzen sehen und sich nach einem anderen Leben in Gemeinschaft sehnen. Die Gründe dafür sind vielfältig: Alltag im Spätkapitalismus ist anstrengend geworden. Am meisten leiden die Alleinerziehenden, auf denen das ganze Gewicht von Kindererziehung und wirtschaftlicher Erwerbstätigkeit parallel lastet. Hinzu kommt die unsichere ökonomische Situation, der massive Arbeitsplatzabbau der letzten Jahre, die fortschreitende Vereinsamung und Versingelung der Gesellschaft bei gleichzeitiger Überschwemmung der Menschen mit sinnleerem Konsumgut. Das braucht wohl nicht weiter ausgeführt zu werden.

Gemeinschaftsbildung in Hemmung

Interessant ist die Frage, warum es unter diesen Bedingungen der Agonie spätkapitalistischen Gesellschaft nicht in massiverer Form zum Aufbau und zur Entwicklung von gemeinschaftsorientierten Alternativen kommt. Dabei mangelt es nicht an Versuchen, jedoch scheitern die meisten Ansätze in dieser Richtung regelmäßig. Es ist allerdings nicht sinnvoll, dem resignativ gegenüberzustehen. Der Aufbau einer neuen Gesellschaft jenseits des real existierenden Kapitalismus setzt natürlich zum einen voraus, daß klar ist, worin die entscheidenden Merkmale einer lebenswerten Zukunftsgesellschaft überhaupt bestehen sollen. Dies in mehreren Grundzügen zu skizzieren ist unter anderem ja auch die Aufgabe der Sieben Nemetischen Leitideen. Obwohl diese Sieben Nemetischen Leitideen bei allen Menschen, die sich mit ihnen beschäftigen, lebhafte Zustimmung finden, haben sie dennoch keine allgemeine Bewegung hin zum Aufbau einer auf diesen Prinzipien beruhenden Modellkultur geführt. Liegt dies an daran, daß diese Leitideen unzureichend wären? Zweifellos muß das richtig ein. Eine Idee, deren Zeit gekommen ist, wird bekanntermaßen unaufhaltsam sein. Ist die Zeit für die Nemetische Vision noch nicht gekommen? An Mängeln in der Vision des Anzustrebenden kann es nicht liegen, denn es ist nicht sinnvoll, das zu voreilig bis ins Detail auszuführen – schließlich ist die Vision Nemetien explizit ein Rahmen, der vielen individuellen Einzelvisionen von einzelnen Menschen Raum und Entwicklungsmöglichkeit geben soll, da wäre es nicht sinnvoll, zu viel festzuschreiben.

Warum scheitern Gemeinschaftsansätze so oft?

Probleme bestehen eher auf dem Weg zum Ziel. Wie ist es möglich, kleine Ansätze einer Zukunftsgesellschaft zu schaffen in Form von funktionierenden menschlichen Gemeinschaften? Oder anders gefragt: was verhindert das Entstehen solcher kleinen Ansätze oder bringt sie früh zum Scheitern. Vor einigen Jahren noch war ich geneigt, vor allem den ökonomischen Faktor für den wichtigsten und entscheidensten zu halten. Ein Gemeinschaftsansatz, der nicht eigene ökonomische Grundlagen hat, muß notwendigerweise zum Scheitern verurteilt sein. Das halte ich auch heute noch nicht für falsch. Die Beispiele des Stammes der Likatier oder der Kommune Niederkaufungen zeigen bestens, daß stammeseigene (oder gemeinschaftseigene) Betriebe eine ganz wichtige Grundlage sind für Stabilität und Entwicklung einer Gemeinschaft. Doch unterdessen bin ich – durch eigene Erfahrung – darauf gestoßen, daß Techniken und Methoden der Kommunikation, oder genauer gesagt Verfahren des Umgangs im täglichen Miteinander, mindestens ein genau so entscheidender Faktor ist. Vor einigen Jahren machte ich die Entdeckung der Existenz nötigungsorientierter Kommunikation. Einfach ausgedrückt handelt es sich um die Beobachtung, daß es Menschen gibt, die ihre Kommunikation darauf ausrichten, in anderen Menschen gezielt schlechte Gefühle auszulösen, um diese zu irgendeine Handlung oder gar Selbstveränderung zu zwingen, also zu nötigen.

Nötigungsorientierte Kommunikation

Dieses Theorem der nötigungsorientierten Kommunikation kann durch einige Beispiele erläutert werden: wenn etwa Beziehungspartner sich gegenseitig durch gezielt ausgelöstes „schlechtes Gewissen“ zu etwas zu zwingen versuchen; wenn durch Drohungen eigene Interessen durchgesetzt werden; etc. Zuerst beobachtete ich diese Erscheinung an bestimmten Menschen und hielt es für eine individuelle Erscheinung, den spezifischen Charaktermerkmalen der jeweiligen Person entsprechend. Doch ein erweiterter Blick offenbart sehr schnell, daß die meisten Menschen sich mehr oder weniger oft dieser Methode bedienen. Ja selbst kleine Kinder kann man schon dabei beobachten, wie sie durch gezielt ausgelöste schlechte Gefühle etwa in den Eltern ihre eigenen (augenblicklichen) Interessen durchsetzen (durch Schreien, Quengeln, Im- Supermarkt-auf-den-Boden-Werfen etc.) In der Tat, ich wurde auch gefragt: „was ist an nötigungsorientierter Kommunikation denn so schlimm, es macht doch jeder...“ Letztlich stimmt es natürlich. Jeder Mensch steht vom Beginn seines Lebens an vor der Frage: „Wie bringe ich andere Menschen dazu, das zu tun, was ich will, daß sie es tun?“ Eine sehr naheliegende Methode und zunächst sogar eine erfolgversprechende ist nötigungsorientierte Kommunikation. Ich „nerve“ den anderen so lange, bis ein gewisser Leidensdruck erreicht ist und er das tut, was ich möchte, daß er es tut. Eltern, deren Kinder gelernt haben, durch die Methoden von Quengelei und Nörgeln ihre Erzeuger und Erzieher zurechtzudressieren, können ein Lied davon singen. Wo ist dann das Problem? Das Problem fängt da an, wo nötigungsorientierte Kommunikation zum Kommunikations – Standard wird. Nach außen hin sichtbar ist dann lediglich, daß solche Bezugsfelder zerfallen. Ist auch klar: eine von nötigungsorientierter Kommunikation beherrschte Szenerie wird von den meisten geistig gesunden Menschen als unerträglich empfunden. Kein Wunder auch, wer liebt schon eine Umgebung, die hauptsächlich schlechte Gefühle in einem hervorruft?

Alternativen zum Gewohnten
Wo aber ist die Alternative zur nötigungsorientierten Kommunikation? Als ich mir diese Frage stellte, konnte ich sie mir zunächst nur negativ beantworten: die Alternative zur nötigungsorientierten Kommunikation besteht demnach in nötigungsfreier Kommunikation. Ein Marshall Rosenberg hat etwa aufgrund ähnlicher Erkenntnisse sein Kommunikationskonzept und –modell von der „gewaltfreien Kommunikation“ entwickelt.
Näher besehen aber zeigt sich, daß die Alternative zur nötigungsorientierten Kommunikation nicht einfach in der Abwesenheit von Nötigung bestehen kann. Das allein genügt nämlich nicht. Es müssen einige wichtige kommunikative Elemente hinzukommen. Da ist zum einen etwas, was man Empathie nennen könnte. Es handelt sich um die Fähigkeit, sich in andere Menschen „einfühlen“ zu können. Nur scheinbar ist dies eine Eigenschaft, die nur wenigen Menschen zu eigen ist. Auch und gerade im Gemeinschaftsumfeld zeigt sich, daß es immer wieder Menschen gibt, die sich gar keine Gedanken darüber machen, daß es auch andere Menschen geben könnte, die schlichtweg Anliegen und Ziele haben. Gemeinschaft wird von diesen betrachtet als eine Art kostenloser Selbstbedienungsladen, in dem man seine eigenen Interessen einfordert und gegen alle Widerstände vor allem „konkurrierende Interessen“ durchsetzt. Oft wird auch das – im Gemeinschaftsumfeld oft angestrebte – Konsensprinzip als Mittel zur Machtdurchsetzung mißbraucht, indem es zum Vetoprinzip degeneriert, welches streng genommen das Gegenteil von Konsens (im Sinne von Übereinstimmung) bedeutet. Menschen, die sich ansonsten gern als machtlos erleben, erfahren ein scheinbares Gefühl von Macht durch die Möglichkeit, „nein“ zu sagen und die Interessen und Ziele anderer zu verhindern.

Empathie
Empathie dagegen ist etwas anderes, es meint einfach die Fähigkeit, wahrzunehmen, daß andere Menschen auch Anliegen und Interessen haben, und daß ein gedeihliches Zusammenleben als Gemeinschaft nur möglich ist, wenn alle Beteiligten die Möglichkeit haben, ihre Anliegen und Ziele zu verwirklichen.
Scheinbar ist das ein ganz einfacher Zusammenhang. Und doch habe ich selbst bei kleinsten Gemeinschaftsansätzen immer wieder erlebt, wie gerade auf diesem Gebiet eine allgemeine Blindheit vorherrscht. Es herrscht gewöhnlich Ellbogendenken und Egoismus vor, gewöhnlich gut getarnt durch zur Schau getragene „Friedfertigkeit“.
Gewiß werden heutzutage Interessengegensätze nicht mehr mit Keule, Schwert, Pistole oder den Fäusten ausgetragen. Das mag man für einen Fortschritt halten, gewiß. Ein wirklich evolutionärer Sprung in eine gemeinschaftsorientierte Zukunft würde allerdings darin bestehen, daß das gemeinsame Bemühen der Gemeinschaft darin besteht, die Interessen und Anliegen aller Beteiligten zur Geltung kommen zu lassen und sie miteinander zu verknüpfen zu etwas, was man einen gemeinsamen Zielkomplex nennen könnte. Erst damit beginnt Gemeinschaft wirklich. Vorher existiert nur die Illusion von Gemeinschaft. Das ist keineswegs nur ein Theorem, sondern profunde praktische Erfahrung. Wo das individuelle Durch-Setzen eigener Anliegen gegen die Anliegen der anderen der wesentliche Inhalt der Kommunikation innerhalb der Gemeinschaft wird, da ist der eigentliche Gemeinschaftsprozeß schon gescheitert und übrig bleiben Zweckgemeinschaften, deren Mitglieder sich eifrig voneinander abgrenzen, ja sogar abgrenzen müssen.
Das nenne ich das „Iterierte Maschendrahtzaundilemma“. Wer sich in Informatik nicht so auskennt, dem sei erläutert, daß das Wort „iteriert“ ständige Wiederholung bedeutet (z.B. bei Programmierschleifen).



Das „iterierte Maschendrahtzaundilemma“

Viele kennen den Raab – Song vom „Maschendrahtzaun“, der zum Hintergrund einen skurrilen Prozeß einer Eigenheimbesitzerin gegen ihren Nachbarn zum Gegenstand hatte.
Dieser Gerichtsfall, der nicht nur Justiz, sondern auch eine hämische Regenbogenpresse beschäftigte, hatte das Anliegen der Klägerin zum Inhalt, daß ein vom Nachbarn am Grenzzaun angepflanzter Knallerbsenstrauch ihren geschätzten Maschendrahtzaun zum Rosten bringen würde.
Dieser durchaus sehr aussagekräftige und symbolhafte Prozeß wirft die Frage auf, warum Millionen von Menschen sich hinter Maschendrahtzäunen gegenüber ihren Nachbarn mit ihrem Vorgärtchen verschanzen, statt nicht gemeinsam das zur Verfügung stehende Land zum gemeinsamen Nutzen aller zu gestalten. Die Antwort heißt „iteriertes Maschendrahtzaundilemma“. Wo nämlich im wesentlichen die Haltung vorherrscht, eigene Interessen gegen „konkurrierende“ Interessen durchzusetzen, da entsteht sehr schnell Übergriffigkeit. Die Übergriffigkeit besteht schlicht im Ignorieren der Interessen und Anliegen anderer. Wo Übergriffigkeit besteht, da hilft letztlich nur die Abgrenzung: am besten einen klaren Maschendrahtzaun gegenüber dem Territorium der anderen, um von deren Übergriffigkeiten verschont zu bleiben. Ich erwähne nur am Rande, daß das Verständnis dessen, was Übergriffigkeit ist, bei den Menschen sehr weit auseinanderklafft. Wer kennt nicht das Sprichwort: „Es kann keiner in Frieden leben, wenn es dem mißgünstigen Nachbarn nicht gefällt“. Gewiß mögen das Mechanismen sein, wie sie in der Welt kleinbürgerlicher Spießer vorherrschen. Doch Gemeinschaftsbildung setzt voraus, daß diese Mechanismen eben nicht mehr prägend sind, sondern stattdessen ein gegenseitiges Berücksichtigen und wechselseitige Einbindung der Interessen der anderen. Dafür wurde aber in dieser Kultur niemand erzogen. Selbst bei sogenannten „heilen Familien“ herrscht hinter der schönen Fassade nötigungsorientierte Kommunikation vor, deren Leidtragenden meistens – wenn sie denn vorhanden sind – die Kinder und Jugendlichen sind. Ich habe mich in meiner eigenen Erfahrung schon mehrere Male in Wohngemeinschaften in diesem „iterierten Maschendrahtzaundilemma“ wiedergefunden, und glaube auch längst nicht mehr an Zufälle. Es ist wohl ein Fakt, daß kooperative und integrative Methoden der Kommunikation eine unabdingbare Voraussetzung für das Entstehen von Großgemeinschaften ist.

Transparenz, Authentizität und kooperative Haltung

Das betrifft keinesfalls nur das Thema der „Transparenz“, wie viele Gemeinschaftsbewegte – etwa aus dem ZEGG – Umfeld - meinen. Nach deren Auffassung entsteht Vertrauen in einer Gemeinschaft, wenn Transparenz und Authentizität besteht. Dazu soll u.a. eine Kommunikationsform namens „Forum“ verhelfen. Ich lehne diese Auffassung, daß Authentizität und Transparenz wichtige Elemente von Vertrauensbildung in einer Gemeinschaft sind, nicht ab. Aber es reicht bei weitem nicht aus. Wer wie ich erlebt hat, wie „Foren“ nach der Art des ZEGG von Personen als eine Art Tribunal mißbraucht wurden, Forumsauftritte vor allem den Zweck hatten, einen nötigenden Druck auf gewisse Personen auszuüben, der weiß, daß bloße Authentizität und Transparenz völlig unzureichend sind, wenn dahinter der unbedingte Wille einzelner Personen steht, anderen ihren Willen aufzuzwingen und eigene Interessen gegen andere durchzusetzen. Die Haltung macht also die Musik, und nicht die Form.
Erst unter der Bedingung, daß ich mir des grundsätzlichen Wohlwollens und Kooperationsbereitschaft der anderen sicher sein kann, erst unter dieser Bedingung macht Transparenz und Authentizität überhaupt Sinn. Ansonsten herrschen nämlich letztlich die Gesetze des Kampfes, und Kampf ist immer dann, wenn es gilt ein Interesse gegen das andere durchzusetzen, wo es also um eine Gewinner – Verlierer – Situation geht. Wenn ich in einer Kampfsituation mich befinde, dann sind Transparenz und Authentizität unter Umständen sogar schädlich, denn ich bringe mich durch das Preisgeben meiner Absichten und eventuellen emotionalen Ausbrüchen gewöhnlich in Nachteil.

Wann herrscht Kampf?

Mancher mag entsetzt sein, wenn er in diesen Zeilen das Wort „Kampf“ liest. Will man nicht gerade in gemeinschaftsbewegten Kreisen „gewaltlos“ oder gar „gewaltfrei“ sein? Nun, ebenso wie die schlimmsten Verbrechen der Geschichte stets im Namen des Guten vollbracht wurden, so tarnt sich Selbstsucht und Rücksichtslosigkeit am besten durch vorgeschobene Friedfertigkeit. Wer hat das nicht schon erlebt? In der chinesischen Strategielehre gibt es für diese „Kriegslist“ sogar einen Namen:
„Hinter einem Lächeln ein Messer verbergen“.
Kampf herrscht grundsätzlich dort, wo konkurrierend Interessen gegen andere Interessen durchgesetzt werden sollen, wo also eine Gewinner – Verlierer – Situation beabsichtigt ist. Gewiß gibt es sehr differenzierte Eskalationsebenen, in den seltensten Fällen gehen Kontrahenten mit Fäusten aufeinander los. Eine sehr subtile Form, seine Interessen gegen alle anderen durchzusetzen, ist ja gerade die nötigungsorientierte Kommunikation, wo durch Vorwurf, „schlechtes Gewissen“, Schaffung vollendeter Tatsachen etc. eine günstige Situation für den zur Durchsetzung seiner Interessen Entschlossenen geschaffen werden soll.
Gemeinschaft beginnt aber erst dort, wo allgemein, und von allen Beteiligten, eine Gewinner – Gewinner – Situation herbeigeführt werden soll. Interessanterweise sind die wenigsten Gemeinschaftsbewegten sich über diesen Zusammenhang im Klaren. Als ausschlaggebend für Gemeinschaftsbildung werden stattdessen reinste Sekundärtugenden verstanden: Transparenz, Authentizität, momentane Sympathie (am wenigsten verläßlich!), gemeinsame Aktivitäten, ausgeklügelte Dienstpläne etwa für Küchen- und Putzdienste etc.

Wann herrscht kein Kampf?

Dabei ist doch klar, daß ein Mensch nur dann dem Gemeinschaftsleben vor dem individuellen Singleleben oder der Kleinfamilienexistenz den Vorzug gibt, wenn er sich sicher sein kann, daß er in diesem Rahmen auch seine rein persönlichen Anliegen, Ziele und Interessen verwirklichen kann. Wenn Gemeinschaftsleben nur im Zurückstecken gegenüber den Interessen der raumgreifenden Rücksichtslosen besteht, dann verliert Gemeinschaft auch ihren Sinn.
Ein gewisser Gradmesser für eine diesbezügliche Reife eines Gemeinschaftsansatzes ist nicht zuletzt auch das Umgehen mit Kindern und Jugendlichen. Ich konnte immer wieder beobachten, daß auch überzeugte Gemeinschaftsbewegte gerade Jugendliche als eine Art minderwertige Menschen (ich will jetzt nicht das verruchte Wort „Untermenschen“ verwenden) betrachten, deren (natürlich durchweg „unvernünftige“) Interessen überhaupt nicht zählen, sondern die gewissermaßen zurechtgehobelt werden müssen. Natürlich möchte ich hier nicht propagieren, daß Jugendliche etwa ein gleiches Stimmrecht wie Erwachsene haben sollten, wenn es etwa um Entscheidungen großer finanzieller Tragweite handelt. Es geht auch nicht um formales Stimmrecht. Es geht darum, ob Jugendlichen überhaupt das Recht auf eigene Anliegen, Interessen und Bedürfnisse zugesprochen wird, wo sie als menschliche Wesen ernstgenommen werden. So etwas habe ich bisher ausschließlich beim Stamm der Likatier erlebt.

Win-Win-Dynamik

Wie ist es denn möglich, in einem Gemeinschaftsansatz so eine Win-Win-Dynamik zu erzeugen, diesen fortlaufenden Prozeß der Integration, von dem ich in der letzten Ausgabe der Nemetischen Heimatzeitung gesprochen habe?
Nun, das Grundproblem ist natürlich, daß man bei den meisten Menschen eine solche bewußte Haltung nicht voraussetzen kann. Die Prägung durch die herkömmliche Kultur ist ja eine andere: „Halte deine Schäfchen im Trockenen!“, „Schau in erster Linie auf dein eigenes Interesse!“, etc. Gemeinschaftsleben ist stets auch ein gemeinsames Wachstum, gleichwohl gibt es genug Menschen, die für sich selbst keine Notwendigkeit des Wachstums sehen (sollen die anderen doch „wachsen“, wenn sie wollen).
So scheitern natürlich Gemeinschaftsansätze, die aus einem zusammengewürfelten Personenkreis bestehen, deren Bindeglied allenfalls eine momentane Sympathie und eine gewisse Entschlossenheit zu einem Experiment ist, solche Ansätze scheitern regelmäßig. Gerade kleine Ansätze sind oft mit überbordernden Forderungen Einzelner zu Lasten aller anderer vollkommen überfordert, es folgen (iteriertes Maschendrahtzaundilemma) Abgrenzung, Separation und schließlich Trennung.
Dabei ist die Lösung nicht so schwer, es erfordert lediglich, daß ALLE Beteiligten gleichermaßen sich auszeichnen – nicht etwa durch ein gemeinsames Interesse, denn das läßt sich nicht voraussetzen, sondern durch den gemeinsamen Willen zum Interessenausgleich, zur Integration, zur Kombinierung aller Einzelinteressen ohne Abstriche zu einem Gesamtinteresse, in dem alle Einzelinteressen vereint sind. Das erfolgt sicherlich nicht durch Fingerschnipp, sondern ist ein permanenter Prozeß, der erst eingeübt werden muß. Wir sind es eben nicht gewohnt, in Gemeinschaften als Identitäten zu denken und zu fühlen. Das müssen wir ändern.

-Raven-
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Aus Nemetische Heimatzeitung Printausgabe Nr. 11 Februar 2006
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