Das nemetische Strategem

Freitag, 6. Juni 2008

Für die Rückkehr einer Seele einen Leichnahm ausleihen

Für die Rückkehr einer Seele einen Leichnam ausleihen
(chinesisches Strategem)

von Roland Raven, erschienen erstmals in der NHZ Druckausgabe Nr.3



Strategeme sind Kriegslisten

In der chinesischen Kultur gibt es den Begriff des Strategems (chinesisch "ji"). Mit Strategemen sind ursprünglich Kriegslisten gemeint, die berühmte historische Persönlichkeiten in der chinesischen Geschichte gegen übermächtige und überlegene Gegner anwandten. Im übertragenen Sinne sind "Strategeme" soviel wie Trick, Kunstgriff, Kriegslist, Feindestäuschung. Das Wort ist dem Westeuropäer nicht sehr gebräuchlich. Aber für den Chinesen ist im Kampf das Handeln nach Strategemen die vornehmste, weil klügste Art des Handelns.



Ein sehr feinsinniges Strategem ist der Satz "Für die Rückkehr einer Seele einen Leichnam ausleihen". Der Ursprung eines Strategems ist ein taoistischer Mythos, wonach einer der legendären acht Unsterblichen des taoistischen Kanons seinen Körper von seinen trauernden Verwandten verbrannt vorfand und in den Körper eines gerade gestorbenen hinkefüßigen Bettlers fahren mußte.



Dieser Unsterbliche findet sich auf zahllosen chinesischen Kunstgegenstände als ein fröhlich grinsender Greis mit Wanderstab und Kürbisflasche wieder und erscheint selbst in den verbreiteten Kung Fu – Filmen oft als "drunken master", als unscheinbar wirkender alter Mann, der überragender Kampfkunst fähig ist und sie jungen Schülern lehrt.



Im übertragenen Sinne steht dieses Strategem für alle Methoden, etwas Altem und Vertrautem, das aber noch Faszination und Schönheit hat, neues Leben einzuhauchen.

Wir wenden das Strategem gegen das destruktive und aggressive spätkapitalistische System mit allen seinen Eigenschaften, die wir hier nicht auflisten wollen. Die Anzahl der Menschen, die sich eine sozial gerechte, friedfertige und lebensbejahende Zukunftsgesellschaft wünschen, geht in die Milliarden, und doch ist die Hoffnung auf eine wirkliche Transformation heute verdunkelter denn je. Gegen den übermächtigen Gegner, der selbst nicht so sehr eine festumrissene Gruppe von Personen darstellt, sondern vielmehr ein gewaltiges System aus Mechanismen und Zwängen, das die Menschen seinen Bewegungsgesetzen unterwirft (sogenannte Gesetze der Wirtschaft, der Weltmärkte und des Kapitals, kapitalistische Globalisierung) setzen wir das Strategem ein: "Für die Rückkehr einer Seele einen Leichnam ausleihen".

Der Geist der kommunitären (solidarischen) Gemeinschaft

Die Seele, das ist der Geist und das Konzept der komunitären Gemeinschaft, einer lebenswerten Zukunftsgesellschaft. Wir sprechen von "Rückkehr einer Seele", weil wir der Überzeugung sind, daß die Menschen zu allen Zeiten eine solidarische, brüderlich-schwesterliche, heilende Gemeinschaft mit ihresgleichen wünschten, aber spätestens mit Entstehung der Klassengesellschaften Zwangsysteme wie Staatsapparate, monotheistisch-totalitäre Klerikalorganisationen, Patriarchat und ökonomischer Ausbeutung die menschliche Kultur beherrschten.

Der Leichnam, das ist der Name und das sind die Spuren und Überbleibsel der Kultstätten des historischen Volkes der Nemeter, das bis in das Mittelalter in der Region des mittleren Oberrheines ansässig war. Die Zeugnisse von diesem untergegangenen Volk verlieren sich um die erste Jahrtausendwende christlicher Zeitrechnung, wo zuletzt noch eine jüdische Quelle die Region als "Land der Nemeter" bezeichnet.


Was die historischen Nemeter interessant macht


Warum ist dieser Leichnam geeignet, der Seele der Vision eines komunitären Gemeinschaftsverbundes eine neue Heimat zu geben?
  • Die Nemeter bewohnten in der Spätantike und dem frühen Mittelalter einfach den regionalen Raum, den wir für ein Netzwerk komunitärer Gemeinschaften ausersehen haben. Es handelt sich um den geographischen Raum, der zu seinem Kern die europäische Region Pamina hat, zuzüglich Nordelsaß, Ortenaukreis, Kurpfalz und Nordpfalz (Kann aber auch auf die gesamte oberrheinische Tiefebene ausgedehnt werden
  • Die Nemeter stellten eine Spätform der ursprünglichen gylanischen (partnerschaftlichen statt auf Macht und Zwang beruhenden) freien Gemeinschaften der Frühzeit der Menschheit dar. Sie symbolisieren unser Streben nach partnerschaftlichen, komunitären Zukunftsgesellschaften.
  • Die Nemeter sind historisch, was ihre historischen Zeugnisse angeht, unbelastet von imperialistischen Eroberungsaktionen. In der schriftlichen Überlieferung erscheinen sie nur als Verteidiger ihres Landes gegen die römische Invasion durch die Truppen des Gajus Julius Caesar.
  • Ihr Name ist wurzelverwandt mit dem gemeinkeltischen Begriff für "heiliger Ort, Heiligtum", nämlich "Nemeton", sowie mit dem Wort für Ekstase, "Nemain".
    Sie hinterließen uns in Gestalt der Göttin Nemetona und ihrem Begleiter Mars Locetius ( auch Mars Rigonemetis genannt) ein Symbol sowohl für eine neue und wahrhaftige Partnerschaft zwischen Mann und Frau, als auch für eine erlebnisorientierte, undogmatische, kreative Spiritualität.
  • Die Nemeter waren nach den schriftlichen Zeugnissen zu schließen selbst ein Mischvolk aus vorkeltischen, keltischen und elbgermanischen Bevölkerungsgruppen, die sich um gemeinsame Riten und Sitten als Volksstamm formierten. Sie sind von daher auch unbelastet von rassistischen Blut- und Boden- Mythen und als ein Modell für eine multikulturelle Gemeinschaft geeignet.

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