Samstag, 12. Januar 2008

Was ist die Nemetische Heimatzeitung?

Was für eine Heimat soll das denn sein? Liegt das irgendwo, dieses Nemetien? Und was soll das überhaupt mit Heimatzeitung? Ist das am Ende was rechtsradikales, weil von Heimatzeitungen hört man doch gewöhnlich nur auf dieser Seite des politischen Spektrums?
Das sind mehrere Fragen, die ich gern beantworten möchte.

Fangen wir mit dem Begriff Heimat an. Was bedeutet er eigentlich?

"Das deutsche Wort Heimat verweist auf eine Beziehung zwischen Menschen und Raum. Allerdings ist die geographisch-historische Eingrenzung der Bezugsräume keine feststehende, sondern situationsbedingt verschiebbar. Heimat kann eine Gegend oder Landschaft meinen, aber auch sich auf Dorf, Stadt, Land, Nation oder Vaterland beziehen. Heimat bezeichnet somit keinen konkreten Ort (Heimstätte), sondern Identifikation."
http://de.wikipedia.org/wiki/Heimat

Heimat verweist also auf einen Ort der Identifikation. Ich beziehe mich dabei nicht auf den Blut-und-Boden-Begriff von Heimat, wie ihn der politische Faschismus und Rechtsextremismus verwendete, sondern vielmehr auf den Heimatbegriff der antifaschistischen Exilliteratur.
Anknüpfend an diese Exilliteratur wird Heimat auch als eine noch-nicht-erreichte beschrieben. Das Noch-Nicht, das konkret Utopische ist Ernst Blochs Begriff von Heimat, den er in seinem Hauptwerk Das Prinzip Hoffnung im US-amerikanischen Exil entwarf. Für Bloch, der als Kriegsgegner 1914 das wilhelminische Deutschland, in den dreißiger Jahren als marxistischer Jude Nazi-Deutschland verlassen musste und in den fünfziger Jahren aus der DDR zwangsemigriert ist, liegt die Heimat jenseits der Klassengesellschaft. So fasst er Karl Marx Thesen über Feuerbach wie folgt zusammen:
"Die vergesellschaftete Menschheit im Bund mit einer ihr vermittelten Natur ist der Umbau der Welt zur Heimat."
Das Prinzip Hoffnung, S. 334

„Es geht um den Umbau der Welt zur Heimat, ein Ort, der allen in der Kindheit scheint und worin noch niemand war.“ (Ernst Bloch, http://de.wikipedia.org/wiki/Heimat)

Das vollständige Zitat lautet:
"Die wirkliche Genesis ist nicht am Anfang, sondern am Ende, und sie beginnt erst anzufangen, wenn Gesellschaft und Dasein radikal werden, das heißt sich an der Wurzel fassen. Die Wurzel der Geschichte aber ist der arbeitende, schaffende, die Gegebenheiten umbildende und überholende Mensch. Hat er sich erfasst und das Seine ohne Entäußerung und Entfremdung in realer Demokratie begründet, so entsteht in der Welt etwas, das allen in die Kindheit scheint und worin noch niemand war: Heimat."

Womit wir den Begriff Heimat geklärt haben. Es handelt sich um den utopischen Heimatbegriff. "Wo es mir gut geht, ist meine Heimat" - dieser Satz impliziert die Notwendigkeit der Schaffung von Orten, wo es Menschen gut geht und sie sich beheimatet fühlen können.
Gerade in unserer von Vereinzelung und Atomisierung geprägten Zeit gewinnt damit der Heimatbegriff eine subversive Qualität.

Wo liegt Nemetien?

Nun, da wir einen utopischen Heimatbegriff ( im Sinne von "ist noch nicht....") verwenden, sollte es nicht verwundern, daß es Nemetien auch noch nicht gibt. Nemetien ist eine konkrete Utopie. Geographisch (und historisch) orientiert sich der Begriff an dem historischen keltischen Volksstamm der Nemeter , der zu Cäsars Zeit in der heutigen Pfalz siedelte. Aber streng genommen ist Nemetien noch nirgendwo und ist die Bezeichnung für etwas, das erst entstehen soll.
Es geht im weitesten Sinne um Gemeinschaftsbildung, um Modelle für eine lebenswerte Zukunft.

Also mit rechtsgewirkten Mythen hat die Nemetische Heimatzeitung nichts zu tun. Der Name ist gewiß provozierend und war in der Gründungszeit auch bewußt so gewählt worden.

Die Nemetische Heimatzeitung erschien erstmals im Jahr 2000 als Druckausgabe, allerdings im einfachsten Format (Din A 4 kopiert). Sie erschien unregelmäßig bis zum Jahr 2005.
Die früheren Ausgaben sind hier abzurufen: Archiv der Nemetischen Heimatzeitung.
Die selbst gestellte Aufgabe dieser Publikation war es, den Boden zu bereiten für die Entstehung eines Netzwerkes von Menschen, die sich so etwas wie den Aufbau morderner Stämme vorgenommen hatten.

Es gibt im südwestdeutschen Raum eine gewisse Tradition von - meistens wenig erfolgreichen - Versuchen, Gemeinschaften zu begründen, wobei hier hauptsächlich Wohngemeinschaften gemeint sind. Es hat seine Gründe, warum solche Gründungsversuche meistens scheitern. Diese liegen vor allem in der schweren Bürde, die in den Kulturgewohnheiten der meisten Menschen besteht, die aus repressiven Familien oder aus der völligen Vereinzelung kommen. Bei sich bildenden Szenen und Gruppen, die sich der "Gemeinschaftsbildung" verschreiben, ist die Gemeinschafts-Sehnsucht meistens sehr groß, die Gemeinschaftsfähigkeit allerdings wesentlich weniger.
Die bisherige Geschichte von Gemeinschaftsgründungen zeigt kurioserweise, daß erfolgreiche nur wenige sind (um nur Beispiele zu nennen - Zentrum für Experimentelle Gesellschaftsgestaltung/ZEGG, Kommune Niederkaufungen, Stamm der Likatier).
So sehr viele Menschen unter der zunehmenden sozialen und emotionalen Kälte unserer Gegenwart leiden, so wenig sind sie gewöhnlich für ein anderes Leben vorbereitet.

Die selbstgestellte Aufgabe der Nemetischen Heimatzeitung dabei ist die, Rüstzeug für diese Aufgabe bereitzustellen, Erfahrungen zu besprechen und zu bearbeiten und Menschen mit konvergierenden Intentionen zusammenzuführen.

Somit erscheint die Nemetische Heimatzeitung nach über einem Jahr Pause als Blog wieder auf der Bildfläche.

Das Outfit der Nemetischen Heimatzeitung ist betont schlicht gehalten, denn schließlich kommt es auf die Inhalte der Artikel an. Dieser Blog ist so eingerichtet, daß auch mehrere Autoren an ihm arbeiten können. Wer interessiert ist, die NHZ mit Leben zu füllen, scheue sich nicht, sich bei mir zu melden.

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r.o. (Gast) - 22. Jan, 11:00

Sind die Titelbilder vom Sommercamp in Bad Niederbronn?

Nemetische Heimatzeitung

Nicht Heimat suchen, sondern Heimat schaffen! --- „Es geht um den Umbau der Welt zur Heimat, ein Ort, der allen in der Kindheit scheint und worin noch niemand war.“ (Ernst Bloch)

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