sansculotte - 22. Mai, 11:44

Vorsicht !

Ich möchte vor diesem Modell warnen. Gerade das "Linking-Pin"-Management ermöglicht den Unternehmen im Spätkapitalismus ungehemmtes und skrupelloses Agieren. Die Tücke liegt darin, dass nach innen zwar Verantwortlichkeiten und Aufgabenverteilungen einigermaßen klar definiert sind - nicht jedoch nach außen! Deshalb stellt dieses Modell durch unklare Außenvertretungen eine Immunisierungsstrategie gegen Revisionen und kritische Interventionen dar. Es sichert einzig die Gesamtorganisation: am Ende ist niemand für irgendetwas verantwortlich, weil die Entscheidungswege durch die verschiedenen Gruppen für Außenstehende einfach nicht mehr nachvollziehbar sind.

Wer schon mal versucht hat, in Unternehmen mit "flachen Hierarchien" zu reklamieren, weiß, wovon ich spreche.

Ansonsten nette Idee. Ich möchte für das Problem der Gruppenorganisation auf Modelle von Peter C. Dienel verweisen.

Gruß, sansculotte

nemetico - 24. Mai, 03:11

Re: Reklammattion

Hallo Sansculotte,

zuerst einmal vielen Dank für dein Interesse an dem Thema und deinen zur Diskussion anregenden Kommentar.

Allerdings muß ich dir entschieden widersprechen.
Du schreibst:

Gerade das "Linking-Pin"-Management ermöglicht den Unternehmen im Spätkapitalismus ungehemmtes und skrupelloses Agieren.

So gut wie alle großen Konzerne im Spätkapitalismus haben Linienorganisationen, die größeren sogenannte Matrix- und Tensororganisationen, wo sich Hierarchielinien sogar überlagern. Das Linking Pin – Management ist – außer bei kleinen und mittleren Betrieben- eher eine seltene Ausnahme. Wo nimmst du die Aussage her und kennst du Beispiele dafür?

Die Tücke liegt darin, dass nach innen zwar Verantwortlichkeiten und Aufgabenverteilungen einigermaßen klar definiert sind - nicht jedoch nach außen! Deshalb stellt dieses Modell durch unklare Außenvertretungen eine Immunisierungsstrategie gegen Revisionen und kritische Interventionen dar. Es sichert einzig die Gesamtorganisation: am Ende ist niemand für irgendetwas verantwortlich, weil die Entscheidungswege durch die verschiedenen Gruppen für Außenstehende einfach nicht mehr nachvollziehbar sind.

Wer schon mal versucht hat, in Unternehmen mit "flachen Hierarchien" zu reklamieren, weiß, wovon ich spreche.

Das basiert zwar offenbar auf eigenen Erfahrungen „von aussen“, ist aber nicht stichhaltig. Gerade Reklamation ist ein Vorgang, der nicht durch die Aufbauorganisation eines Unternehmens bestimmt wird, sondern durch die Ablauforganisation.
Wer sich für diese Begriffe der betriebswirtschaftlichen Organisationslehre interessiert, siehe:
http://de.wikipedia.org/wiki/Aufbauorganisation
http://de.wikipedia.org/wiki/Ablauforganisation
Wenn niemand für irgendetwas verantwortlich ist, dann sind offenkundig die betrieblichen Abläufe (Ablauforganisation) vor allem im Bereich der Auftragsabwicklung und dort des Beschwerdesystems schlecht oder gar nicht definiert.
Mit der Aufbauorganisation (wer definiert Ziele und überwacht ihre Einhaltung, wer definiert Stellen und Aufgaben) hat das direkt nichts zu tun (auch wenn sich eine schlechte Aufbauorganisation natürlich auch auf die Ablauforganisation auswirken kann).
Für Außenstehende nicht nachvollziehbare Entscheidungswege sind übrigens durchaus typisch für Matrix- und Tensororganisationen, wo konkurrierende Weisungsbefugnisse existieren und „der Konflikt eingeplant“ ist. Man spricht hier auch von „flachen Hierarchien“, wobei allerdings parallele flache Hierarchien, die jeweils ein Stabliniensystem darstellen miteinander koexistieren und auch konkurrieren.
Ich bin mir also sicher, dass du da etwas verwechselst.

Was mir sehr wichtig ist: das Likertsche System weist auf Alternativen zum (aus dem Militär übernommenen) Stab-Linien-System (einschließlich seiner Matrix- und Tensorvarianten). Es ist – das ist sicher richtig – für den Betrieb des herrschenden Spätkapitalismus entworfen worden, findet dort aber offenkundig keinen Anklang. Der Hintergrund dürfte sein – auch und ausdrücklich aus meiner eigenen Erfahrung – dass zuviel Partizipation der Mitarbeiter gar nicht erwünscht ist (vor allem wenn es darum geht, Löhne zu drücken und Arbeitsplätze abzubauen).
Das ist aber ein ganz anderes Thema.

Eine Likertsche Linking-Pin-Organisation kann natürlich auch schlechte Ablaufsysteme definieren (was zu verschlampten Reklammationen etc führt), aber das hängt von den Menschen ab, die diese Ablaufsysteme definieren, nicht von der Aufbauorganisation. Diese legt fest, wer Aufgaben (auf welcher Ebene auch immer) festlegt und weisungsbefugt ist.

Wesentlich scheint mir aber zu sein, dass EINZIG das Likertsche System in der Lage ist, so etwas wie einen näherungsweise demokratischen Betrieb zu definieren. Natürlich wird es niemals sinnvoll sein, dass Detailfragen alle „in der Gruppe diskutiert werden“, das ist ineffizient. Aber über Betriebsziele und Aufgaben entscheiden heutzutage die (von großen Banken und Heuschrecken beherrschte) Aktionärsversammlung, die wiederum Top-Manager einsetzen (Vorstände), die Top – down die Weisungen ihrer (meist unbekannten) Herrn durchsetzen, und zwar von oben nach unten.

Das Likertsche System weist allerdings einen Weg (in eine Zukunft) auf, wie eine breite Partizipation der Beschäftigten bei der Definition von Aufgaben und Teilaufgaben möglich wäre.

In einem vergesellschafteten Betrieb einfach das alte Stab-Linien-System beizubehalten, führt zwangsläufig zu bürokratischen Degenerationen, wie man sie aus dem Ostblock kannte.

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