Kommunikations- strukturen und Werkzeuge zur authentischen Kommunikation
Dieser Artikel wurde von Chris R. geschrieben und erschien 2005 in der Printausgabe Nr. 10 der NHZ.
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Kommunikationssituation
Jedem von uns ist sie bekannt, die Aufgabe die damit verbunden ist, im Alltag konstruktiv mit Konfrontationen umzugehen. Da gab es ein Missverständnis oder die Eitelkeit wurde gekränkt. Vielleicht wurde auch erneut unser inneres Kind verletzt, so das es mit Abwehr reagiert. So mannigfaltig die Gründe dafür sind, das wir uns nicht verstehen, es gibt doch Gemeinsamkeiten in diesen Prozessen:
Die Erfahrung hat mich gelehrt, das es einfach nicht funktioniert mit „Ich denke das ich weiss, was Du denkst“. Meine Erlebnisse mit diesem „Feingefühl“ haben mir deutlich die Grenzen dieser wohl wünschenswerten, doch in der Praxis kaum erfolgreich umgesetzten Kommunikation gezeigt. Immer wieder kam es vor, das wenn Ich „ja“ dachte, mein Kommunikationspartner ein „Nein“ meinte. Nach genügend Nasenstübern, bin ich zur Erkenntnis gelangt, das die authentische Kommunikation wohl doch noch die 1.Wahl ist, wenn es um die Verständigung zwischen Menschen geht. Jedenfalls, solange die Telepathie noch nicht von Jedem von uns perfekt beherrscht wird. Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis es dahin kommt.
In der Zwischenzeit, möchten wir jedoch auch, möglichst in Freude und Verständnis, unseren Umgang miteinander pflegen. Um diesen Wunsch zu ermöglichen haben findige Köpfe eine Reihe von Kommunikationsinstrumenten ersonnen. Die Wurzeln dieser Techniken liegen zum Teil schon tausende Jahre zurück und stammen aus früheren Hochkulturen. Andere sind erst in unseren Jahrzehnten entwickelt worden.
Leitgedanken
Zu Beginn eines jeden Klärungsvorgang ist es hilfreich, wenn Mann und Frau sich auf ein paar konstruktive Leitideen für Ihre Gesprächssituation einigen können. Das kann z.B. so ausschauen:
-Wir beginnen mit einem, wie auch immer gestalteten „Ankommen-Ritual“
-bei Gruppen bildet sich ein Fokus aus denjenigen, die sich an diesem Tag am stärksten dazu berufen fühlen. Dieser besteht zumeist aus 1-2 Personen. - Ein Fokus sorgt dafür, dass der Sprechende sein Schwerpunkt-thema nicht aus den Augen verliert . Der Fokus begleitet den jeweiligen Sprecher während seines Beitrages. Er kann dazu das Wort an sich ziehen und eventuelle Betroffenheiten respektvoll auflösen.
-Es spricht nur Einer/e zur Zeit ( dies entspricht, dem Sinn nach, dem alten indianischen Ritual des Sprechstabes). Der Redner entscheidet, ob er durch Handzeichen angekündigte Wortmeldungen entgegennimmt.
-der Redner verzichtet nach Möglichkeit auf „Du“-Bot-schaften. Er spricht von seiner Situation, seiner bisherigen Haltung dazu und seinen Gedanken und Gefühlen darüber. ( „ich“ rede über mich und meine Anteile an der Situation .“ich“ vermeide Verallgemeinerungen oder Schulmeisterei. „ich“ greife nach Möglichkeit niemanden an.)
-„ich“ versuche den Anderen nicht zu verurteilen, sondern mache einen Verbesserungsvorschlag aus meinem eigenen Empfinden. Wenn „ich“ Kritik übe, achte „ich“ darauf, dies auf wohlwollende und aufbauende Weise zu tun. Ein entsprechendes Personenbild lautet in etwa: „Ich sehe sein höchstes Wesen in Ihm und helfe Ihm dieses Idealbild zu erreichen, indem ich Ihn auf evtl Fehlverhalten aufmerksam mache.
-Möchte „ich“ auf jemanden persönlich eingehen und vermute das er dabei verletzt sein könnte, frage „ich“ den Betroffenen, ob „ich“ es sagen darf (es erfordert ein hohes Maß an Toleranz; nicht jeder denkt, fühlt und glaubt so wie „ich“).
-Beifall ist ein Ausdruck der Anerkennung des Mutes, den der einzelne Redner mit seinem Beitrag leistet. Wir wollen damit jeden ermuntern, über seine persönlichen Themen zu sprechen . Stille Beifallsbekundungen, wie Hand wedeln demonstriert dem Sprecher auch Zustimmung, allerdings ohne Ihn aus dem Fluss zu bringen.
Formen der pro-aktiven Kommunikation
Ist das geregelt, so gibt es eine ganze Reihe von Möglichkeiten zu einer authentischen, aufrichtigen und pro-aktiven Kommunikation zu gelangen. Im folgenden wollen wir uns einige davon anschauen.
Bekannte und erprobte Formen:
1. FORUM
2. Gewaltfreie Kommunikation
3. Redestab-Runden
4. Zwiegespräch
5. Mediation
In den nächsten Ausgaben werden wir die einzelnen Instrumente ausführlich beschreiben. Hier erfolgt erst einmal ein Überblick.
Das FORUM
-ist eine gruppenbasierte und durch Leitgedanken getragene Form der Verständigung. Per Definition ist es eine ritualisierte Form der Kommunikation in Gemeinschaften. Hierbei ist jeder Beteiligte in der Lage das auszusprechen, zu fragen oder darzustellen was Ihn/Sie bewegt. Dazu können künstlerischer Ausdruck, Theater oder Musik benutzt werden. Entwickelt wurde es Anfang der 60er Jahre von dem österreichischen Aktions-Künstler Otto Mühl, um ‚blockierte Lebensenergien zu gestalten' und ‚gesellschaftlich verursachte Deformationen sichtbar zu machen'. Aufgegriffen und zu einem alltäglichen Werkzeug der Transformation weiterentwickelt wurde es dann vom Projekt Meiga (heute ZEGG/Tamera).
-Ein typisches FORUM beginnt damit, das die Teilnehmer im Kreis sitzen. Nachdem die Leitung das FORUM eröffnet hat, betritt wer sich danach fühlt die Mitte und sagt oder zeigt was sie oder ihn bewegt. Die Leitung fungiert dabei als Hüter des energetischen Raumes. Alle Anwesenden geben ihre volle Aufmerk-samkeit und nehmen wahr, ohne zu kommentieren. Nach einem Auftritt können einzelne Beobachter, mit dem Einverständnis des sich Darstellenden, ihrerseits in die Mitte gehen und Spiegel geben. Das FORUM kann verschiedensten Kommunikationen Raum bieten: Mitteilung, Gespräch, Selbstdarstellung, Drama, Komö-die, Ritual, Bekräftigung, Spiel, Feier, Gesang. Dabei stehen verschiedene Formen, wie offenes oder thematisches, 2-Minuten- oder ein sogenanntes SD-FORUM (Selbstdarstellung) zur Auswahl. Das FORUM ist ein ausdrückliches Instrument der Gruppenkommu-nikation. Es ist also für alle Gemeinschaften und Gruppen, ein probates Mittel. Das FORUM macht allerdings nur Sinn, wenn die Teilnehmer ein echtes Interesse an Wahrnehmung, Authentizität und Ganzheitlichkeit haben und in Regelmäßigkeit zusammen kommen. Das FORUM hat nämlich einen prozeßhaften Charakter.
Die folgenden Leitgedanken Beschreiben Ziel und Inhalt:
Der Mensch ist ein körperlich-sinnliches, neugieriges, seelisches, künstlerisches, soziales, politisches, geistiges, sexuelles, rituelles, religiöses, kosmisch-spirituelles Wesen. Das Ergebnis dieser Sichtweise ist Humanität; die Rückkehr zur Quelle. Alle Menschen teilen einen universellen Geist, alle Menschen haben einen 'heiligen Kern'. Das Thema der Menschheit in unserer Epoche lautet 'Wiederverbindung'. Dem dient das FORUM. Es ist ein Ort der Forschung auf dem Weg zu einer neuen Kultur.
Gewaltfreie Kommunikation
kurz GfK ist eine von Marshall B. Rosenberg entwickelte Kommunikations- und Konfliktlösungsmethode unserer Tage, die ohne psychische und physische Gewalt auskommen soll. Das Konzept der gewaltfreien Kommu-nikation entstand aus Rosenbergs Auseinandersetzung mit der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung in den frühen 60ern. Er half dabei, die Rassentrennung an Schulen und Institutionen auf friedvollem Wege rückgängig zu machen. Die GfK stellt das einfühlsame Zuhören in den Mittelpunkt. Beeinflusst ist die GfK auch von Gandhis Überlegungen zur Gewaltfreiheit.
Im Zentrum steht ein Miteinander, das nicht verurteilt, sondern auf die Bedürfnisse und Gefühle gerichtet ist, die hinter Handlungen und Konflikten stehen. Die GfK bedingt eine veränderte Einstellung zum Gegenüber um die Möglichkeit der empathischen Kommunikation wahrnehmen zu können.
Die GfK soll helfen, sich ehrlich auszudrücken und empathisch zuzuhören. Empathie ist nach Rosenberg ohnehin eine Grundvoraussetzung gelingender Kommunikation und sie hilft auch mit Menschen zu kommunizieren, die selbst nicht gewaltfrei kommuni-zieren oder aggressiv sind.
Die vier Schritte, auf denen die GfK beruht, lassen sich unter den Stichworten: Beobachtung, Gefühl, Bedürf-nis, Bitte zusammenfassen:
Rosenberg beschreibt das so:
"Wenn a, dann fühle ich mich b, weil ich c brauche. Deshalb möchte ich jetzt gerne d."
Dieses Grundmodell soll nach Rosenberg nicht stur angewendet werden. Es variiert in der Reihenfolge und ist eher eine Hilfe, in soziale Beziehungen mit einem anderen Bewusstsein zu treten. Die GfK ist nicht von heute auf morgen anwendbar und bedarf einer gewissen Übung.
Redestab-Runden
Sie zählen zu den ältesten Kommunikationsinstrumenten der Menschheit. Die Wikinger und Ureinwohner Nord und Mittelamerikas benutzten den „Talking-stick“
Redestab-Runden helfen Verständigungsprozesse hierarchiefrei in Gang zu setzen. Sie setzen die freiwillige Teilnahme und eine Bereitschaft zu gegenseitiger Wertschätzung voraus.
Es ist ein sehr einfaches Instrument das in der klassischen Form nur wenige, klare Regeln kennt.
-Nur der Redestab erlaubt zu reden.
-Alles bleibt in der Gruppe
-Es wird nur über das in diesem Moment wichtige gesprochen
-Es wird nur von sich geredet - keine Ratschläge o. Beurteilungen)
- im Kreis weder essen noch schlafen um die Störungsfreiheit zu gewährleisten.
-es ist durchaus möglich mit anderen Mitteln etwas mitzuteilen (singen, Körperübung für alle, usw.)
-Das Ende ist erreicht, wenn der Stab einmal herumging, ohne dass etwas gesagt wurde
Der Vorteil dieses Kommunikations¬werkzeuges liegt in seiner Einfachheit. Der Sprecher bekommt einen barrierefreien Raum und bewegt sich in seiner, ihm angemessenen Zeitqualität. Nicht geht verloren oder wird versäumt auszusprechen.
So lernt Mann und Frau "mit dem Herzen zu hören und zu reden".
Zwiegespräch
es baut auch auf dem Grundgedanken der ungestörten Mitteilung auf. Im Gegensatz zum Redestab, sind im Zwiegespräch immer nur 2 Personen zur Zeit beteiligt: Ein Sprecher und ein Zuhörer.
Nach einem gemeinsam abgestimmten Rahmen erhält jeder Beteiligte die gleiche Gesprächszeit. Sodann klären die Beteiligten wer zuerst spricht. Auch hier wir im Idealfall auf eine pro-aktive Kommunikation geachtet. „Ich“ spreche authentisch von meinen Bedürfnissen und Wahrnehmungen.
Als „Buddha“ nimmt der Zuhörende das Gesagte aufmerksam auf.
Beim Redewechsel kann so Bezug auf das Vorher gesagte genommen werden. Zwiegespräche werden im Idealfall bis zur möglichen Klärung im Wechsel geführt und dienen der 2er-Kommunikation.
Mediation
ist Verhandlung zwischen Konfliktparteien im Beisein eines unbetroffenen Dritten (Mediator), der die Verhandlung nach einem strukturierten Ablauf leitet.
Sie dient der Einigung zwischen den Parteien, fragt nicht nach der "Schuld", sondern danach, wie die Parteien in Zukunft miteinander umgehen wollen, ist also Lösungsorientiert.
Dabei entscheidet nicht der Mediator, sondern ausschließlich die beteiligten Gesprächspartner, worüber sie verhandeln und wie sie ihren Konflikt lösen wollen. Die Freiwilligkeit der Parteien ist unbedingte Voraussetzung einer Mediation..
Der Mediator oder die Mediatorin wird keinerlei Vorschläge machen (Eigenverantwortlichkeit), sondern die Parteien durch einen besonderen Kommunikations-prozess, ein Modul, welches aus festgelegten Arbeits-schritten besteht, führen.
Zunächst werden die Positionen (Festlegung auf eine Lösungsoption) der Parteien hinterfragt und die zu Grunde liegenden Interessen aufgedeckt. Auf der Grundlage des gegenseitigen Verstehens der Interes-sen entwickeln die Parteien eine Fülle von Lösungs-optionen (Brainstorming) und halten die umsetzbaren Lösungen in einer Mediationsvereinbarung fest. Dabei regeln sie möglichst konkret, wer wann was macht.
Die Mediation bietet sich vor allem dann als Weg der Konfliktlösung an, wenn die Parteien gemeinsame Ziele haben.
Fazit
Es ist an Euch die richtigen Instrumente zu finden. Das wichtigste dabei bleibt aber immer:
die grundsätzliche Bereitschaft sich zu Einigen und Aufgaben als Lernprozesse für alle Beteiligten zu begreifen – denn wir wollen alle miteinander und aneinander lernen.... uns zu lieben.
Chris
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Kommunikationssituation
Jedem von uns ist sie bekannt, die Aufgabe die damit verbunden ist, im Alltag konstruktiv mit Konfrontationen umzugehen. Da gab es ein Missverständnis oder die Eitelkeit wurde gekränkt. Vielleicht wurde auch erneut unser inneres Kind verletzt, so das es mit Abwehr reagiert. So mannigfaltig die Gründe dafür sind, das wir uns nicht verstehen, es gibt doch Gemeinsamkeiten in diesen Prozessen:
Die Erfahrung hat mich gelehrt, das es einfach nicht funktioniert mit „Ich denke das ich weiss, was Du denkst“. Meine Erlebnisse mit diesem „Feingefühl“ haben mir deutlich die Grenzen dieser wohl wünschenswerten, doch in der Praxis kaum erfolgreich umgesetzten Kommunikation gezeigt. Immer wieder kam es vor, das wenn Ich „ja“ dachte, mein Kommunikationspartner ein „Nein“ meinte. Nach genügend Nasenstübern, bin ich zur Erkenntnis gelangt, das die authentische Kommunikation wohl doch noch die 1.Wahl ist, wenn es um die Verständigung zwischen Menschen geht. Jedenfalls, solange die Telepathie noch nicht von Jedem von uns perfekt beherrscht wird. Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis es dahin kommt.
In der Zwischenzeit, möchten wir jedoch auch, möglichst in Freude und Verständnis, unseren Umgang miteinander pflegen. Um diesen Wunsch zu ermöglichen haben findige Köpfe eine Reihe von Kommunikationsinstrumenten ersonnen. Die Wurzeln dieser Techniken liegen zum Teil schon tausende Jahre zurück und stammen aus früheren Hochkulturen. Andere sind erst in unseren Jahrzehnten entwickelt worden.
Leitgedanken
Zu Beginn eines jeden Klärungsvorgang ist es hilfreich, wenn Mann und Frau sich auf ein paar konstruktive Leitideen für Ihre Gesprächssituation einigen können. Das kann z.B. so ausschauen:
-Wir beginnen mit einem, wie auch immer gestalteten „Ankommen-Ritual“
-bei Gruppen bildet sich ein Fokus aus denjenigen, die sich an diesem Tag am stärksten dazu berufen fühlen. Dieser besteht zumeist aus 1-2 Personen. - Ein Fokus sorgt dafür, dass der Sprechende sein Schwerpunkt-thema nicht aus den Augen verliert . Der Fokus begleitet den jeweiligen Sprecher während seines Beitrages. Er kann dazu das Wort an sich ziehen und eventuelle Betroffenheiten respektvoll auflösen.
-Es spricht nur Einer/e zur Zeit ( dies entspricht, dem Sinn nach, dem alten indianischen Ritual des Sprechstabes). Der Redner entscheidet, ob er durch Handzeichen angekündigte Wortmeldungen entgegennimmt.
-der Redner verzichtet nach Möglichkeit auf „Du“-Bot-schaften. Er spricht von seiner Situation, seiner bisherigen Haltung dazu und seinen Gedanken und Gefühlen darüber. ( „ich“ rede über mich und meine Anteile an der Situation .“ich“ vermeide Verallgemeinerungen oder Schulmeisterei. „ich“ greife nach Möglichkeit niemanden an.)
-„ich“ versuche den Anderen nicht zu verurteilen, sondern mache einen Verbesserungsvorschlag aus meinem eigenen Empfinden. Wenn „ich“ Kritik übe, achte „ich“ darauf, dies auf wohlwollende und aufbauende Weise zu tun. Ein entsprechendes Personenbild lautet in etwa: „Ich sehe sein höchstes Wesen in Ihm und helfe Ihm dieses Idealbild zu erreichen, indem ich Ihn auf evtl Fehlverhalten aufmerksam mache.
-Möchte „ich“ auf jemanden persönlich eingehen und vermute das er dabei verletzt sein könnte, frage „ich“ den Betroffenen, ob „ich“ es sagen darf (es erfordert ein hohes Maß an Toleranz; nicht jeder denkt, fühlt und glaubt so wie „ich“).
-Beifall ist ein Ausdruck der Anerkennung des Mutes, den der einzelne Redner mit seinem Beitrag leistet. Wir wollen damit jeden ermuntern, über seine persönlichen Themen zu sprechen . Stille Beifallsbekundungen, wie Hand wedeln demonstriert dem Sprecher auch Zustimmung, allerdings ohne Ihn aus dem Fluss zu bringen.
Formen der pro-aktiven Kommunikation
Ist das geregelt, so gibt es eine ganze Reihe von Möglichkeiten zu einer authentischen, aufrichtigen und pro-aktiven Kommunikation zu gelangen. Im folgenden wollen wir uns einige davon anschauen.
Bekannte und erprobte Formen:
1. FORUM
2. Gewaltfreie Kommunikation
3. Redestab-Runden
4. Zwiegespräch
5. Mediation
In den nächsten Ausgaben werden wir die einzelnen Instrumente ausführlich beschreiben. Hier erfolgt erst einmal ein Überblick.
Das FORUM
-ist eine gruppenbasierte und durch Leitgedanken getragene Form der Verständigung. Per Definition ist es eine ritualisierte Form der Kommunikation in Gemeinschaften. Hierbei ist jeder Beteiligte in der Lage das auszusprechen, zu fragen oder darzustellen was Ihn/Sie bewegt. Dazu können künstlerischer Ausdruck, Theater oder Musik benutzt werden. Entwickelt wurde es Anfang der 60er Jahre von dem österreichischen Aktions-Künstler Otto Mühl, um ‚blockierte Lebensenergien zu gestalten' und ‚gesellschaftlich verursachte Deformationen sichtbar zu machen'. Aufgegriffen und zu einem alltäglichen Werkzeug der Transformation weiterentwickelt wurde es dann vom Projekt Meiga (heute ZEGG/Tamera).
-Ein typisches FORUM beginnt damit, das die Teilnehmer im Kreis sitzen. Nachdem die Leitung das FORUM eröffnet hat, betritt wer sich danach fühlt die Mitte und sagt oder zeigt was sie oder ihn bewegt. Die Leitung fungiert dabei als Hüter des energetischen Raumes. Alle Anwesenden geben ihre volle Aufmerk-samkeit und nehmen wahr, ohne zu kommentieren. Nach einem Auftritt können einzelne Beobachter, mit dem Einverständnis des sich Darstellenden, ihrerseits in die Mitte gehen und Spiegel geben. Das FORUM kann verschiedensten Kommunikationen Raum bieten: Mitteilung, Gespräch, Selbstdarstellung, Drama, Komö-die, Ritual, Bekräftigung, Spiel, Feier, Gesang. Dabei stehen verschiedene Formen, wie offenes oder thematisches, 2-Minuten- oder ein sogenanntes SD-FORUM (Selbstdarstellung) zur Auswahl. Das FORUM ist ein ausdrückliches Instrument der Gruppenkommu-nikation. Es ist also für alle Gemeinschaften und Gruppen, ein probates Mittel. Das FORUM macht allerdings nur Sinn, wenn die Teilnehmer ein echtes Interesse an Wahrnehmung, Authentizität und Ganzheitlichkeit haben und in Regelmäßigkeit zusammen kommen. Das FORUM hat nämlich einen prozeßhaften Charakter.
Die folgenden Leitgedanken Beschreiben Ziel und Inhalt:
Der Mensch ist ein körperlich-sinnliches, neugieriges, seelisches, künstlerisches, soziales, politisches, geistiges, sexuelles, rituelles, religiöses, kosmisch-spirituelles Wesen. Das Ergebnis dieser Sichtweise ist Humanität; die Rückkehr zur Quelle. Alle Menschen teilen einen universellen Geist, alle Menschen haben einen 'heiligen Kern'. Das Thema der Menschheit in unserer Epoche lautet 'Wiederverbindung'. Dem dient das FORUM. Es ist ein Ort der Forschung auf dem Weg zu einer neuen Kultur.
Gewaltfreie Kommunikation
kurz GfK ist eine von Marshall B. Rosenberg entwickelte Kommunikations- und Konfliktlösungsmethode unserer Tage, die ohne psychische und physische Gewalt auskommen soll. Das Konzept der gewaltfreien Kommu-nikation entstand aus Rosenbergs Auseinandersetzung mit der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung in den frühen 60ern. Er half dabei, die Rassentrennung an Schulen und Institutionen auf friedvollem Wege rückgängig zu machen. Die GfK stellt das einfühlsame Zuhören in den Mittelpunkt. Beeinflusst ist die GfK auch von Gandhis Überlegungen zur Gewaltfreiheit.
Im Zentrum steht ein Miteinander, das nicht verurteilt, sondern auf die Bedürfnisse und Gefühle gerichtet ist, die hinter Handlungen und Konflikten stehen. Die GfK bedingt eine veränderte Einstellung zum Gegenüber um die Möglichkeit der empathischen Kommunikation wahrnehmen zu können.
Die GfK soll helfen, sich ehrlich auszudrücken und empathisch zuzuhören. Empathie ist nach Rosenberg ohnehin eine Grundvoraussetzung gelingender Kommunikation und sie hilft auch mit Menschen zu kommunizieren, die selbst nicht gewaltfrei kommuni-zieren oder aggressiv sind.
Die vier Schritte, auf denen die GfK beruht, lassen sich unter den Stichworten: Beobachtung, Gefühl, Bedürf-nis, Bitte zusammenfassen:
Rosenberg beschreibt das so:
"Wenn a, dann fühle ich mich b, weil ich c brauche. Deshalb möchte ich jetzt gerne d."
Dieses Grundmodell soll nach Rosenberg nicht stur angewendet werden. Es variiert in der Reihenfolge und ist eher eine Hilfe, in soziale Beziehungen mit einem anderen Bewusstsein zu treten. Die GfK ist nicht von heute auf morgen anwendbar und bedarf einer gewissen Übung.
Redestab-Runden
Sie zählen zu den ältesten Kommunikationsinstrumenten der Menschheit. Die Wikinger und Ureinwohner Nord und Mittelamerikas benutzten den „Talking-stick“
Redestab-Runden helfen Verständigungsprozesse hierarchiefrei in Gang zu setzen. Sie setzen die freiwillige Teilnahme und eine Bereitschaft zu gegenseitiger Wertschätzung voraus.
Es ist ein sehr einfaches Instrument das in der klassischen Form nur wenige, klare Regeln kennt.
-Nur der Redestab erlaubt zu reden.
-Alles bleibt in der Gruppe
-Es wird nur über das in diesem Moment wichtige gesprochen
-Es wird nur von sich geredet - keine Ratschläge o. Beurteilungen)
- im Kreis weder essen noch schlafen um die Störungsfreiheit zu gewährleisten.
-es ist durchaus möglich mit anderen Mitteln etwas mitzuteilen (singen, Körperübung für alle, usw.)
-Das Ende ist erreicht, wenn der Stab einmal herumging, ohne dass etwas gesagt wurde
Der Vorteil dieses Kommunikations¬werkzeuges liegt in seiner Einfachheit. Der Sprecher bekommt einen barrierefreien Raum und bewegt sich in seiner, ihm angemessenen Zeitqualität. Nicht geht verloren oder wird versäumt auszusprechen.
So lernt Mann und Frau "mit dem Herzen zu hören und zu reden".
Zwiegespräch
es baut auch auf dem Grundgedanken der ungestörten Mitteilung auf. Im Gegensatz zum Redestab, sind im Zwiegespräch immer nur 2 Personen zur Zeit beteiligt: Ein Sprecher und ein Zuhörer.
Nach einem gemeinsam abgestimmten Rahmen erhält jeder Beteiligte die gleiche Gesprächszeit. Sodann klären die Beteiligten wer zuerst spricht. Auch hier wir im Idealfall auf eine pro-aktive Kommunikation geachtet. „Ich“ spreche authentisch von meinen Bedürfnissen und Wahrnehmungen.
Als „Buddha“ nimmt der Zuhörende das Gesagte aufmerksam auf.
Beim Redewechsel kann so Bezug auf das Vorher gesagte genommen werden. Zwiegespräche werden im Idealfall bis zur möglichen Klärung im Wechsel geführt und dienen der 2er-Kommunikation.
Mediation
ist Verhandlung zwischen Konfliktparteien im Beisein eines unbetroffenen Dritten (Mediator), der die Verhandlung nach einem strukturierten Ablauf leitet.
Sie dient der Einigung zwischen den Parteien, fragt nicht nach der "Schuld", sondern danach, wie die Parteien in Zukunft miteinander umgehen wollen, ist also Lösungsorientiert.
Dabei entscheidet nicht der Mediator, sondern ausschließlich die beteiligten Gesprächspartner, worüber sie verhandeln und wie sie ihren Konflikt lösen wollen. Die Freiwilligkeit der Parteien ist unbedingte Voraussetzung einer Mediation..
Der Mediator oder die Mediatorin wird keinerlei Vorschläge machen (Eigenverantwortlichkeit), sondern die Parteien durch einen besonderen Kommunikations-prozess, ein Modul, welches aus festgelegten Arbeits-schritten besteht, führen.
Zunächst werden die Positionen (Festlegung auf eine Lösungsoption) der Parteien hinterfragt und die zu Grunde liegenden Interessen aufgedeckt. Auf der Grundlage des gegenseitigen Verstehens der Interes-sen entwickeln die Parteien eine Fülle von Lösungs-optionen (Brainstorming) und halten die umsetzbaren Lösungen in einer Mediationsvereinbarung fest. Dabei regeln sie möglichst konkret, wer wann was macht.
Die Mediation bietet sich vor allem dann als Weg der Konfliktlösung an, wenn die Parteien gemeinsame Ziele haben.
Fazit
Es ist an Euch die richtigen Instrumente zu finden. Das wichtigste dabei bleibt aber immer:
die grundsätzliche Bereitschaft sich zu Einigen und Aufgaben als Lernprozesse für alle Beteiligten zu begreifen – denn wir wollen alle miteinander und aneinander lernen.... uns zu lieben.
Chris
nemetico - 7. Jun, 03:27
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