Dienstag, 10. Juni 2008

Joss Fritz – der Bauernrevolutionär

(aus der Geschichte Nemetiens)


Eine legendäre Figur der frühen Neuzeit war Joss Fritz, dessen Name untrennbar mit dem Begriff „Bundschuh“ verbunden ist.
Unter diesem Zeichen hatten Bauern und Bürger 1439, 1443 und 1444 am Oberrhein die Truppen des französischen Grafen von Armagnac zurückgeschlagen.
Dabei stand der Bundschuh im Kontrast zu den sporenklirrenden Ritterstiefeln.

In Untergrombach bei Bruchsal (damaliges Hochstift Speyer) wurde Jodocus (Joß) Fritz als Sohn der Leibeigenen Michel und Magdalena Fritz geboren. Um diese Zeit erschien die 1438/39 entstandene revolutionäre Schrift "Reformation des Kaisers Sigismund" erstmals in Deutsch. Der radikale Utopist Hans Böhm predigte darin den Umsturz der Gesellschaftsordnung, verkündete er die soziale Gleichheit der Menschen, Gemeineigentum und Gottes Strafgericht über die Eitelkeit und unersättliche Gier der Fürsten und hohen Geistlichkeit, kurzum: das nahende Reich Gottes.



Im Jahr 1493 kam es zu einer ersten Bauernerhebung unter dem Zeichen des Bundschuh im elsässischen Schlettstadt. Der Bund wurde zerschlagen, einige Anführer hingerichtet.
Es ist unbekannt, ob Joss Fritz bereits mit diesem Aufstand zu tun hatte.
Ganz sicher hatte er aber mit der Bundschuh – Verschwörung in Untergrombach, seinem Geburtsort, zu tun. Seit 1501 wirbt er nämlich um Mitverschwörer.
1502 kam es zu Bauernunruhen in Ersingen und Biflingen bei Pforzheim, die wahrscheinlich mit dem Bundschuh zu tun haben.
Ab März/April traf Joss Fritz mit seinen Verschworenen Vorbereitungen für den ersten Bundschuh-Aufstand. Er sollte am 22. April stattfinden, wurde jedoch auf Anfang Mai verschoben. Im April erhielt die Verwaltung Speyer Kenntnis von dem geplanten Aufstand. Viele Beteiligte wurden verhaftet, einige konnten fliehen. Joß Fritz entkommt.
Die Verhafteten wurden zum Tod oder zu schweren Strafen verurteilt.
Joss Fritz aber war ins Alpenvorland entkommen.
Um 1510 heiratete Joß Fritz eine Else Schmid aus Nenzingen am Bodensee und wurde mit ihr in Lehen bei Freiburg sesshaft. Er nahm eine Stelle als Bannwart unter dem Gerichtsherrn Balthasar von Blumeneck an.
Doch es blieb dabei: Wo Joss Fritz sich aufhielt, war der Bundschuh nicht fern.
Im diesem Jahr (1510) kam es auch zu einem Volksauflauf gegen die städtischen Autoritäten im elsässischen Schlettstadt. Das Schlagwort "Bundschuh" kursierte wieder.
Im Frühjahr suchte Joß Fritz neue Verbündete für den Bundschuh in Lehen und den umliegenden Dörfern. In verschiedenen Regionen der Schweiz kam es zu Bauernaufständen. Anläufe zur Bemalung einer Bundschuhfahne in Lehen und Freiburg scheiterten. Joß Fritz gelang es, das Banner in Heilbronn oder Metz bemalen zu lassen. Am 23. September kam es zum entscheidenden Treffen der Bundschuher von Lehen. Ein für den 9. Oktober in Biengen geplanter Aufstand wurde verraten und Joß Fritz floh mit einigen Mitverschwörern nach Seewen bei Basel. Dort entfloh er nochmals am 19. Oktober vor seiner Verhaftung. Später kursierte das Gerücht, Joß Fritz habe die Lehener Bundschuhfahne in der Wallfahrtskirche Einsiedeln hinterlegt. Jakob Huser und Kilian Meiger zwei weitere Führer des Lehener Bundschuh wurden in Basel enthauptet.

1514 wurden die Bundschuher Hans Hummel und Johannes Schwarz unabhängig voneinander verhaftet. Schwarz ward frei gesprochen doch Hummel ward hingerichtet.

Es erschienen Druckschriften über den Bundschuh, die Joß Fritz überregional bekannt machen. Der Aufstand des "Armen Konrad" fand im Mai bis August 1514 in Teilen Württembergs statt.
Die Anführer wurden nach der Niederschlagung hingerichtet. Doch auch im badischen Brühl kam es zu Unruhen in Folge des "Armen Konrads".

Die Bundschuh – Bewegung ist so populär, dass der entmachtete württembergische Herzog Ulrich, der sich mit dem Kaiser in Streit befand, mehrere Male versuchte, unter dem Banner des Bundschuh seine Macht wiedererlangen.



Bei Klettgau wurde Joß Fritz zum letzten Mal gesehen. Über sein Schicksal ist ab 1524/25 nichts mehr bekannt.
1525 bricht der große deutsche Bauernaufstand aus, in dessen Verlaufe Joss Fritz möglicherweise gefallen ist.
Franz Josef Degenhardt setzte dem Bauernrevolutionär mit einer Ballade ein würdiges Denkmal.
Sein Geburtsort ließ ihm ein Denkmal errichten.



Man kann ihn in jeder Hinsicht auch als einen großen Nemeter bezeichnen, zumal die geographische Region Nemetien sowohl sein Geburtsland als auch ausschließlicher Ort seines Wirkens ist.

Ehre seinem Andenken.

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